SBB-Verwaltungsrats-Präsident Lalive d’Epinay tritt zurück

Lalive d`Epinay war der erste Verwaltungsratspräsident der SBB, als der ehemalige Regiebetrieb des Bundes Ende der neunziger Jahre im Rahmen der Bahnreform in eine spezialrechtliche Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Seither erhöhte die SBB ihre Leistungen im Personen- und im Güterverkehr zwar markant, baute aber gleichzeitig kontinuierlich Personal ab. Lalive d`Epinay habe dazu beigetragen, dass der Personalabbau sozialverträglich und in engem Kontakt mit den Sozialpartnern ablief, heisst es in einer SBB-Mitteilung.


Genügend Zeit für Nachfolgeregelung
In die Amtszeit von Lalive d`Epinay fiel auch die Realisierung des Bahn 2000-Konzepts, das am 12. Dezember 2004 im grossen Fahrplanwechsel und in der Inbetriebnahme der Neubaustrecke zwischen Mattstetten BE und Rothrist AG gipfelte. Dazu kam die laufende Modernisierung des Rollmaterials zur Steigerung der Kapazitäten. Zudem musste Lalive d`Epinay 2006 einen Nachfolger für den langjährigen SBB-Chef Benedikt Weibel suchen. Mit der frühzeitigen Ankündigung seines Rücktritts, wolle Lalive d`Epinay sicherstellen, dass der Bundesrat für die Nachfolgeregelung genügend Zeit habe, teilte die SBB am Dienstag weiter mit.


Zahlreiche Aufgaben und Mandate
Der heute 64-Jährige ist neben seiner Tätigkeit für die SBB geschäftsführender Partner einer Unternehmensberatungsfirma, Mitglied zweier weiterer Verwaltungsräte und eines Stiftungsrates. Er war vom Bundesrat auf den 1. Januar 1999 zum Präsidenten des Verwaltungsrates ernannt sowie 2003 und 2007 für je vier weitere Jahr bestätigt worden.


Kein Bedauern beim Eisenbahner-Verband
Dieser Rücktritt sei längst fällig gewesen, teilte der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) mit. Die Ankündigung von Lalive d`Epinay löse kein Bedauern aus. Der SEV kritisiert den Zeitpunkt der Rücktritts-Ankündigung. Dieser erfolge kurz bevor die Cargo Task Force ihren Bericht und damit weitere Abbauschritte bekannt gebe. Diese «Nach mir die Sintflut»-Haltung sei ein Merkmal der SBB-Führung von Lalive d`Epinay.


Klares Bekenntnis zum Service public erwartet
Bei der Nachfolgeregelung erwartet der SEV vom Bundesrat ein klares Bekenntnis zur SBB als Trägerin des Service public. An der Spitze des SBB-Verwaltungsrates brauche es eine Persönlichkeit, welche die Branche kenne und eine Strategie ohne die heutige «Kultur der permanenten Restrukturierung» verfolge.


transfair verlangt vernünftige Personalpolitik
In die gleiche Kerbe haut die Gewerkschaft transfair. Das Schweizerische Eisenbahnsystem könne wie bisher nicht mit amerikanischen Methoden restrukturiert werden, die nur auf Personalabbau zielten, sagte Bernhard Schmidt, Branchenleiter öffentlichter Verkehr bei transfair. Es brauche künftig eine vernünftige Personalpolitik, denn das Personal sei das Kapital des Unternehmens. Bei Transfair wünscht man sich einen Verwaltungsratspräsidenten, der die Sozialpartner besser zur Kenntnis nimmt und deren Anliegen künftig auch anhört.


Lalive d`Epinay habe mit der Sanierung der SBB-Pensionskasse und der SBB Cargo noch umfangreiche Arbeiten vor sich, teilte das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK an Dienstag in einem dürren Communiqué mit. Verkehrsminister Moritz Leuenberger nehme den Rücktritt zur Kenntnis und danke für die Arbeit.   (awp/mc/pg)

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