SBB verzichten auf Premium Class und Businessabteile

Am 20. April 2009 hat die SBB im Schweizerischen Handelsamtsblatt SHAB die grösste Rollmaterial-Bestellung ihrer Geschichte ausgeschrieben: Sie beschafft für rund zwei Milliarden Franken 59 neue Doppelstockzüge für den Fernverkehr. Von der Ausschreibung bis zur Vergabe im Sommer 2010 vergeht gut ein Jahr.


Sitzplätze haben Priorität
Bereits heute stehen der Lieferumfang und die Ausrüstungsoptionen fest. Die SBB-Konzernleitung hat entschieden: Oberste Priorität geniesst bei den neuen Zügen eine möglichst grosse Anzahl Sitzplätze. Deshalb sieht die SBB von einer Premium Class ab, und auch das geplante Businessabteil soll nicht auf Kosten von Sitzplätzen realisiert werden. Im gesamten Zug wird es möglich sein, kabellos zu surfen. Der Handyempfang wird so optimiert, dass Gesprächsunterbrüche im neuen Doppelstockzug der Vergangenheit angehören sollen.


Einbau von Videoüberwachungssystem
Auch dem Kundenwunsch nach mehr Sicherheit kommt die SBB durch den Einbau eines Videoüberwachungssystems nach. Ausserdem werden die Züge mit Druckschutz ausgerüstet, wodurch der Komfort für die Kunden auch beim schnellen Befahren von Tunnels gewährleistet bleibt. Die Züge werden so vorbereitet, dass zu einem späteren Zeitpunkt allenfalls eine Zulassung für Fahrten in Deutschland und Österreich möglich wäre.


Wankkompensation zum bogenschnellen Fahren
Ja sagt die SBB zur Einführung der so genannten Wankkompensation und zur Ausrüstung der neuen Doppelstockzüge mit dieser neuartigen Technologie. Dank Neigetechnik können einstöckige Fahrzeuge ? beispielsweise der Intercity-Neigezug der SBB ? Kurven schneller befahren und die Fahrzeiten verkürzen. Wie Versuche gezeigt haben, ist eine moderate Geschwindigkeitserhöhung dank Wankkompensation auch bei Doppelstockzügen möglich. Weil diese Technologie bei Doppelstockzügen noch nie angewandt wurde, sieht der Anforderungskatalog der Beschaffungsunterlage vor, einen Prototypen mit Wankkompensation auszurüsten und das System vor der Einführung umfassend zu erproben.


Ab 2013 zwischen St. Gallen und Genf im Einsatz
Die neuen Doppelstockzüge für den Fernverkehr werden voraussichtlich ab Fahrplanwechsel 2013 erstmals zwischen St. Gallen und Genf eingesetzt. Die SBB trägt damit der steigenden Nachfrage zwischen den grossen Zentren Rechnung. Doppelstöckige Züge bieten bei gleicher Zugslänge rund 40 Prozent mehr Sitzplätze. Auch qualitativ werden Massstäbe gesetzt: Mit Eigenschaften wie Steckdosen bei allen Sitzplätzen, modernen Flachbildschirmen zur Kundeninformation sowie einem neuen Familienabteil mit fahrendem Spielplatz in der Intercity-Version sollen die Züge die Fahrgäste künftig begeistern.


Die SBB investiert in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich rund 20 Milliarden Franken in neues Rollmaterial und in die Modernisierung ihrer Flotte. Um das Sitzplatz-Angebot flexibel der Nachfrage anpassen zu können, beschafft die SBB die neuen Doppelstockzüge in 100- und 200-Meter-Einheiten. (SBB/mc/pg)
 
 

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