Vor dem Hintergrund von Boni-Exzessen und dem angeblichen Kampf um Talente sagte der 71-Jährige: «Es gibt zwar Talente. Aber was haben diese Talente angerichtet?»
«Das grenzt an Raub am Volk»
Die Gewinne, welche die Investment-Banken jetzt erwirtschafteten, seien Gewinne, die im Handel mit Staatspapieren um kleinste Margen erzielt würden. Es gehe um Obligationen, deren herausgebende Staaten hoch verschuldet seien. «Meiner Meinung nach grenzt das an Raub am Volk.» Die beiden globalen Player UBS und CS brauche es nicht unbedingt: «Die inländische Versorgung wäre auch ohne sie sichergestellt», erklärte der zurückgetretene Kantonalbanken-Präsident. Er schränkte allerdings ein, dass die wichtige Exportindustrie darauf angewiesen sei, dass sie aus der Schweiz heraus ein globales Banking beanspruchen könne.
Gemeinsame Privatbanken-Tochter Illusion geblieben
Nyffeler, früherer Chef der Basellandschaftlichen Kantonalbank und seit 2004 für den VSKB tätig, blickt auch selbstkritisch auf die Kantonalbanken. So sei es nicht gelungen, eine gemeinsame Informatikfirma zu etablieren. Eine gemeinsame Privatbanken-Tochter sei eine Illusion gewesen und werde wohl eine bleiben. Zudem sei er nach wie vor überzeugt, dass eine Fusion von Kantonalbanken sinnvoll wäre. Zum Nachfolger von Nyffeler war bereits vergangenen Dezember Peter Siegenthaler gewählt worden, der langjährige Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Er übernimmt das Amt per 1. Juli.
Einsatz für differenzierte Regulierung
Der VSKB setzt sich gemeinsam mit den inlandorientierten Retailbanken für differenzierte regulatorische Eingriffe im Bankgeschäft ein. Die Kantonalbanken sähen sich nicht als Verursacher der Krise, sondern hätten auf vielfältige Weise zum wirtschaftlichen Stabilisierungsprozess beigetragen, sagte VSKB-Präsident Paul Nyffeler anlässlich der Generalversammlung vom Freitag. Denn anderenfalls kämen auf die Kantonal- und Retailbanken in Zukunft erhebliche Mehrkosten zu, was sich unweigerlich negativ auf das Dienstleistungsangebot auswirken werde, so Nyffeler.
Scholl folgt auf Nyffeler
Im geschäftlichen Teil hat die Generalversammung Martin Scholl, CEO der Zürcher Kantonalbank, zum neuen Vizepräsidenten des Verbands gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von Bernard Kobler, CEO der Luzerner Kantonalbank, an. Peter Siegenthaler wurde bereits an der ausserordentlichen Generalversammlung des VSKB vom 10. Dezember 2009 zum Präsidenten gewählt (ab 1. Juli 2010) und folgt damit auf Paul Nyffeler, der während sechs Jahren den VSKB präsidierte. Zu neuen Mitgliedern des Verwaltungsrats gewählt wurden: Peter Hinder, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Thurgauer Kantonalbank (seit 1. April 2010) und Urs Traxel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Urner Kantonalbank (seit 1. Mai 2010). (awp/mc/ps/16)