Schindler in Kartelluntersuchungen verwickelt


Dem Schweizer Lifthersteller Schindler wird vorgeworfen, illegale Absprachen mit der Konkurrenz getroffen zu haben. EU-Beamte durchsuchten die Büros in Brüssel. Schindler selbst bezeichnet die Vorwürfe als «ungerechtfertigt.»

Von Martin Skalsky


Die Liftbranche steht im Verdacht der EU-Kartellbehörde. (liftmanagement.de)
EU-Kartellbeamte haben am Mittwoch und Donnerstag Razzien gegen die vier Marktleader der Fahrstuhlbranche durchgeführt. Betroffen waren neben der Brüsseler Niederlassung der Firma Schindler auch die Büros von ThyssenKrupp in Düsseldorf, Essen und Brüssel, die Filiale des weltweit grössten Aufzugherstellers Otis in Paris und die Räumlichkeiten des finnischen Herstellers Kone wiederum in Brüssel.


Verdächtigte fühlen sich schuldlos
Die Beamten wurden von der EU-Kartellbehörde zu den Untersuchungen geschickt. «Die Kommission hat gute Gründe zur Annahme, dass sich die Hersteller bei Ausschreibungen für Aufzüge und Rolltreppen abgesprochen und den Wettbewerb bei Wartungsdiensten beschränkt haben könnten», sagte Amelia Torres, Sprecherin des zuständigen EU-Wettbewerbskommissars Mario Monti, am Donnerstag in Brüssel. Die Firmen wiesen hingegen jede Schuld von sich. Schindler bezeichnete die Untersuchungshandlungen als ungerechtfertigt und kündigte an, vollumfänglich mit den Behörden zu kooperieren.


Kleine beklagen sich über die Grossen
Die Inspektionen in den Lokalitäten der Lift- und Rolltreppenproduzenten fanden simultan und unangemeldet statt. Die Vorwürfe an die Adresse der vier Marktführer stammen von kleineren Konkurrenten. Sie beklagen sich unter anderem, dass sie von den Grossen auf dem Wartungsmarkt nicht mit Ersatzteilen beliefert würden. Laut Torres sind zwecks Untersuchung auch die in Brüssel angesiedelten Branchenverbände European Lift Association und European Elevator Association besucht worden.Untersuchung noch nicht formell eingeleitet
Konkret verdächtigt Monti die vier Konzerne, Grossaufträge untereinander aufgeteilt zu haben. Bei ihren Durchsuchungen haben die Beamten der EU-Kommission Dokumente über Marktdaten, Rechnungsabschlüsse und Korrespondenz beschlagnahmt. Eine formelle Kartelluntersuchung hat Monti jedoch bislang noch nicht eingeleitet.Strafe: Bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes
Sollten die Kartellhüter mit ihrer Anklage recht erhalten, drohen den Unternehmen Strafgelder in Millionenhöhe. Je nach Schwere und Dauer des Verstosses betragen sie bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. In den vergangenen Jahren hat Monti sein Vorgehen gegenüber Kartellsündern erheblich verschärft. Die Kartellbussen erreichten in seiner Amtszeit neue Rekordhöhen.Martin Skalsky (swisscontent)

Exit mobile version