Schwache Frühjahrsbelebung auf deutschem Arbeitsmarkt

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im April 3.414.000 Männer und Frauen arbeitslos – das sind lediglich 94.000 weniger als im März. Der Rückgang fiel damit nur halb so gross aus wie im Durchschnitt der vergangenen drei Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosenzahl nur noch um 563.000. Die Arbeitslosenquote ging um 0,3 Punkte auf 8,4 Prozent zurück. BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zeigte sich trotz der verhaltenen Entwicklung dennoch optimistisch: «Die Grundtendenz bleibt positiv. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt wird weiter von der guten Konjunktur getragen». Die Unternehmen – vor allem in der exportorientierten Metall- und Elektroindustrie – suchten weiter nach Arbeitskräften. «Es besteht nach wie vor eine hohe Kräftenachfrage. Aber das Wachstum, der Boom flacht sich ab», räumte er ein.


Verzerrung durch gute Entwicklung im Winter
Verzerrt würden die April-Zahlen durch die gute Arbeitsmarkt-Entwicklung im Winter, betonte der Behördenchef. Mit rund 183.000 sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Monaten November 2007 bis Februar 2008 fast nur ein Drittel so stark ausgefallen wie in früheren Jahren. «Infolgedessen kann im Frühjahr auch weniger winterspezifische Arbeitslosigkeit abgebaut werden», unterstrich Weise. Zudem werde die April-Entwicklung wegen einer Computerpanne am Zähltag unzureichend abgebildet. Viele, die eine Stelle gefunden hätten, seien nicht mehr rechtzeitig erfasst worden. Ohne die Panne läge die Arbeitslosenzahl um 15.000 bis 20.000 niedriger.


«Wollen wieder Vollbeschäftigung erreichen»
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sprach angesichts der erneut gesunkenen Arbeitslosenzahlen von einer «sehr guten Tendenz». Als Zielsetzung formulierte er am Mittwoch in Berlin: «Wir wollen in Deutschland wieder Vollbeschäftigung erreichen.» Falls jemand seinen Arbeitsplatz verliere, müsse er spätestens nach einem Jahr wieder eine neue Arbeit haben.


Stagnation bei Arbeitskräftenachfrage
Gedämpft wurde der Optimismus von Arbeitsmarktexperten im April durch die Stagnation der Arbeitskräftenachfrage. Die Zahl der von Firmen an die BA gemeldeten Stellen verharre seit März bei 400.000. Gestiegen sei im April lediglich die Zahl sogenannter geförderter Stellen, wie Ein-Euro-Jobs. Ihre Zahl lag in dem Monat bei 193.000. Dennoch kann nach Ansicht von BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker noch keineswegs von einem Ende des Arbeitsmarktaufschwungs die Rede sein. «Das pendelt sich auf hohem Niveau ein. Ich würde von einer Seitwärtsbewegung des Arbeitsmarkts reden», sagte Becker.


Arbeitslosigkeit: Weiterer Abbau erwartet
Weise rechnet sogar mit einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit bis ins Jahr 2009 hinein. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit werde auf rund 3,2 Millionen sinken, das wären rund 200.000 weniger als für das laufende Jahr erwartet werden. Darauf wiesen die bisher vorliegenden volkswirtschaftlichen Eckwerte für das kommende Jahr hin. Klarer werde man aber erst im Herbst sehen, wenn neue volkswirtschaftliche Eckdaten der Bundesregierung vorlägen.


Nach wie vor gute Arbeitsmarkt-Entwicklung
Auf die nach wie vor gute Arbeitsmarkt-Entwicklung weist nach BA- Einschätzung auch die Zahl der Erwerbstätigen hin, dem statistischen Spiegelbild der Arbeitslosenzahl. Die Zahl der Erwerbstätigen lag zuletzt (im Februar) mit 39,93 Millionen um 683.000 über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Stellen mit Sozialversicherungspflicht stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamts binnen Jahresfrist um 663.000 auf 27,15 Millionen. 66 Prozent der seit März 2007 neu geschaffenen Arbeitsplätze seien Vollzeitstellen, hob Weise hervor.


Ost-West-Kluft unverändert
Unverändert tief ist die Kluft zwischen den Arbeitsmärkten in Ost- und Westdeutschland. Im April waren im Osten mit 1.198.000 (Quote: 13,9 Prozent) bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen noch immer doppelt so viele Menschen ohne Arbeit wie in den alten Bundesländern. Dort waren im April 2.216.000 Männer und Frauen ohne Beschäftigung, was einer Quote von 6,6 Prozent entspricht. Im Westen sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 55.000, um Osten um 38.000. Die östlichen Bundesländer profitierten weiterhin nicht im selben Umfang von dem Arbeitsmarktaufschwung wie der Westen. (awp/mc/ps)

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