Schweinegrippe: Verhandlungen auch mit Novartis über Impfstoff

Dies sagte Jean-Louis Zurcher, Sprecher des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. In den nächsten Wochen solle es zu einem Vertragsabschluss kommen. Novartis produzierte bereits eine kleine Menge des Impfstoffes, wie der Konzern am Freitag bekannt gegeben hatte. Dies geschah mehrere Wochen früher als erwartet. Nach klinischen Tests ab Juli erwartet Novartis die Zulassung des Impfstoffes gegen Ende Jahr.


Interesse von rund 30 Regierungen
Rund 30 Regierungen hätten sich bisher dafür interessiert, hiess es bei Novartis. Unter anderem erhielt Novartis im Mai einen Auftrag der US-Gesundheitsbehörde über 289 Mio USD. Einige Anfragen betrafen aber auch bestehende Liefervereinbarungen für Pandemieimpfstoffe.


Vogelgrippe-Impfstoff: Liefervereinbarung mit GlaxoSmithKline
Eine solche Vereinbarung war die Schweiz 2006 mit dem britischen Konzern GlaxoSmithKline eingegangen. Damals gingen die Behörden davon aus, dass eine Vogelgrippe-Pandemie drohen könnte. Nach dem Ausbruch der Schweinegrippe müsse auch dieser Vertrag neu ausgehandelt werden, sagte Zurcher. Nebst Novartis und GlaxoSmithKline stellen mindestens 20 weitere Unternehmen Impfstoffe her. Der US-Hersteller Baxter International hatte den Impfstoff bereits für Juli angekündigt.


Stamm des Schweinegrippe-Virus freigelegt 
Die US-Behörde für Seuchenkontrolle (CDC) hat im April den Stamm des Schweinegrippe-Virus freigelegt und Herstellern wie Novartis zur Verfügung gestellt. Die frühe Herstellung war Novartis und Baxter dank eines neuartigen Verfahrens mit Zellkulturen gelungen. Herkömmliche Verfahren verwenden Hühnereier und dauern länger. Eine grosse Herausforderung stellt die Herstellung einer ausreichenden Menge des Impfstoffes dar. Gleichzeitig mit dem Schweinegrippe-Impfstoff muss nämlich auch der Impfstoff für die saisonale Grippe hergestellt werden.


Novartis lehnt Gratis-Impfung gegen Grippe ab
Novartis schliesst kostenlose Grippeimpfstoffe für arme Länder aus. Entwicklungs- oder Geberländer sollten für die Kosten aufkommen, sagte Novartis-Chef Daniel Vasella der «Financial Times» vom 15.06., er würde lediglich erwägen, armen Ländern Preisnachlässe zu gewähren. «Soll die Produktion nachhaltig sein, muss es finanzielle Anreize geben.» Damit erteilte der Novartis-Chef der Forderung der Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Margaret Chan, eine Absage: Sie hatte die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt und die Pharmafirmen aufgefordert, armen Ländern Impfstoffe kostenlos anzubieten. Die Pharmabranche ist sich in diesem Punkt offenbar uneinig.


GlaxoSmithKline will Gratis-Impfungen anbieten
Novartis-Mitbewerber GlaxoSmithKline teilte mit, man wolle Armen 50 Mio Dosen des Impfstoffs anbieten. Kleinere Hersteller in Entwicklungsländern haben zugesagt, 10% ihrer Produktion gratis abzugeben. Novartis hatte angekündigt, man werde wohl im Herbst mit der Produktion eines Impfstoffs beginnen können. Vasella sagte, ein grosser Teil des Impfstoffs von Novartis sei bereits reserviert worden. Dadurch könne es selbst in reicheren Ländern zu Engpässen kommen.


Wettlauf um Impfstoff  
Der US-Hersteller Baxter International hatte den Impfstoff bereits für den kommenden Monat angekündigt. Neben Novartis und Roche Holding gehören der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline und der französische Konkurrent Sanofi-Aventis mit der Impfstoff-Tochter Sanofi Pasteur zu den wichtigsten Impfstoff-Herstellern. (awp/mc/ps/07)

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