Schweiz beim Mobilfunk weiterhin Hochpreisinsel
So bezahlten Konsumenten mit geringer Nutzung und einem Abonnement zum Beispiel 80% mehr als im EU-Mittel.
Ein Grund für das höhere Preisniveau ist die hohe Zahl der Handy-Abonnemente, wie BAKOM-Sprecherin Caroline Sauser erklärte. In der Schweiz nutzen 57% ein Abonnement, um zu telefonieren. Lediglich 43% begleichen die Rechnung mit einer Prepaid-Karte. Dies bindet die Konsumenten. Sie sind weniger flexibel, um bei Tarifänderungen den Anbieter zu wechseln. Anders in der EU: Knapp 60% vertrauen auf Prepaid-Karten.
Treue zu Swisscom
Ein Einfluss auf das Preisniveau hat laut Sauser auch die Treue zur Swisscom. Die Schweizer Konsumenten halten der ehemaligen Monopolistin treu die Stange, selbst wenn diese im Einzelfall teurer ist. Noch immer telefonieren 62% mit dem blauen Riesen. In der EU liegt der entsprechende Anteil bei 38%. Einen weiteren Grund sieht Sauser in der Schweizer Gesetzgebung. Ein Mobilfunknetz in der Schweiz zu betreiben, sei teurer als in der EU. Wegen den höheren Grenzwerten für die Strahlung sind in der Schweiz mehr Antennen nötig. Auch die eigenwillige Topographie der Schweiz mit vielen Bergen und Seen verteuern den Betrieb des Mobilfunknetzes.
EU greift in Preispolitik ein
Dagegen interveniert die Schweizer Politik weniger stark, wenn es darum geht, Preise festzulegen. Die EU gibt sich dagegen weniger zimperlich. Nicht nur Roaming-Tarife, sondern auch Gebühren für SMS werden staatlich verfügt. Schliesslich erfolgte in der Schweiz die Marktöffnung später als in den meisten Ländern der EU. Dies hat zur Folge, dass die Preise in der Schweiz noch auf einem höheren Niveau liegen, wie Sauser sagte. Trotz der hohen Preise: Die Schweizer lassen sich die Freude am telefonieren nicht verderben. Die Verbreitung von Mobiltelefonen nahm letztes Jahr weiter zu. 2007 gab es in der Schweiz erstmals mehr SIM-Karten als Einwohner, inzwischen sind 8,54 Mio Karten im Umlauf.
Konkurrenzfähiges Festnetz
Im Unterschied zum Mobilfunk schneidet die Schweiz bei der Festnetztelefonie preislich besser ab. Das Preisniveau unterscheidet sich kaum von demjenigen der EU. Ortsgespräche sind in der Schweiz deutlich teurer, da seit dem Jahr 2002 in der ganzen Schweiz ein einheitlicher Tarif gilt. Dagegen sind Auslandgespräche hierzulande um fast die Hälfte günstiger als in der EU.
Breitband verbreitet, aber teuer
Einen Spitzenplatz nimmt die Schweiz bei den Breitbandanschlüssen für den Internetzugang ein. Unter den 30 OECD-Staaten belegte die Schweiz hinter Dänemark, den Niederlanden und Norwegen den 4. Rang. Preislich mag die Schweiz dagegen nicht mitzuhalten. Auch wenn die Tarife pro Mbit/s stetig sinken, belegte die Eidgenosschenschaft letztes Jahr lediglich Platz 22.
Hoffen auf Entbündelung der letzten Meile
Um die Tarife zu senken, setzt das BAKOM grosse Hoffnung in die Entbündelung der letzten Meile – also in den direkte Zugang von alternativen Anbietern zu den Hausanschlüssen. Noch befindet sich die Schweiz diesbezüglich arg im Hintertreffen. Der Hauptgrund dafür ist gemäss BAKOM der gesetzgeberische Rückstand von sieben Jahren gegenüber der EU. Die Schweiz hat erst im Jahr 2007 beschlossen, dass die ehemalige Monopolistin ihren Konkurrenten den entbündelten Zugang zu konsensorientierten Preisen gewähren muss. (awp/mc/ps/24)