Die SNB veranschlage einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5% bis 1% in diesem Jahr. Zwar schlügen die Exportlastigkeit und die Bedeutung der Investitionsgüterindustrie negativ zu Buche, doch andererseits wirke die Binnennachfrage der Verbraucher weiterhin stützend, so Roth weiter.
Von den KMU geprägt – Erholung ab 2010
Strukturell gesehen helfe die Tatsache, dass die Wirtschaft von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt werde, von denen viele technologisch stark aufgestellt seien, sagte er. Zudem habe die Schweiz keine Automobilindustrie. Zu einer Erholung der Wirtschaft werde es aber wohl erst im Jahr 2010 kommen.
Keine Deflation erwartet
Eine Deflation in der Schweiz erwartet der Notenbankpräsident nicht. Die SNB rechne mit einer Abschwächung der Teuerungsrate auf 0,9% in diesem und 0,5% im kommenden Jahr. Auf Jahresbasis könne es in einzelnen Monaten sogar zu negativen Raten kommen. Dies hänge vor allem mit der Ölpreisentwicklung zusammen.
Weitere Operationen nicht ausgeschlossen
Zur Geldmengenpolitik erklärte Roth, die SNB sei bereits mit einer grosszügigen Geldversorgung der Wirtschaft in Vorleistung getreten. «Weitere Operationen will ich nicht ausschliessen, auch nicht den Ankauf von Wertpapieren.» Es gehe nun darum, den eventuell weiteren Handlungsbedarf zu analysieren. Die Kreditvergabe an die Unternehmen verlaufe jedoch «in geordneten Bahnen.»
Vor behalte bei klassischen Konjunkturprogrammen
Klassische Konjunkturprogramme sieht Roth mit Vorbehalt. «Sie wirken meist dann, wenn sie schon nicht mehr nötig sind», hiess es. Das niedrige Zielband für den Drei-Monats-Libor wirke dagegen wirklich wie ein Konjunkturprogramm. Dies sei deutlich an den Hypothekenzinsen zu sehen.
Frühe Beschaffung von neuem Eigenkapital der Grossbanken
Zur Lage der Grossbanken sagte der SNB-Präsident, UBS und CS hätten ähnliche Probleme wie die meisten internationalen Grossbanken. «Im Unterschied zu vielen Konkurrenten haben sie sich aber relativ früh neues Eigenkapital beschafft. Das kommt ihnen jetzt zugute.» Banken mit Staatsgarantien hätten derzeit indes Vorteile bei der Geldbeschaffung durch Anleihen.
Zinsbewegungen zwischen Dollar, Euro und Franken im Fokus
Auf dem Devisenmarkt hat sich der Euro gegenüber dem Franken laut Roth vor allem in Erwartung sinkender Leitzinsen in der Eurozone abgeschwächt. Nicht mehr der Status des Franken als «sicherer Hafen», sondern die Zinsbewegungen zwischen Dollar, Euro und Franken stünden heutzutage im Fokus. Carry-Trades mit Franken gebe es jedoch nach wie vor, vor allem durch Banken in Osteuropa, die Hypothekenkredite auf Franken-Basis vergäben. (awp/mc/pg/33)