Die Untersuchungskommission beschuldigt den früheren Leiter des Hilfsprogramms, Benon Sevan, rund 150’000 USD an Schmiergeldern erhalten zu haben. Diese Summe soll ihm über einen Zwischenmann von der Firma African Middle East Petroleum (AMEP) auf ein Konto in New York überwiesen worden sein. Dank Sevan soll der Genfer Firma ein Vertrag zum Kauf von 7,3 Mio Barrel irakischen Öls zwischen 1998 und 2001 zugesprochen worden sein. An der Spitze von AMEP steht ein Ägypter, der in der Schweiz lebt und mit dem früheren UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali entfernt verwandt ist.
Bestechungsversuche
Neben Sevan wird auch der UNO-Einkaufsverantwortliche Alexander Jakowlew schwer beschuldigt. Der auf Kaution freigelassene Russe gab zu, versucht zu haben, das Genfer Warenprüfunternehmen SGS zu bestechen. SGS blieb aber laut Mark Pieth, Basler Strafrechtler und Mitglied der Volcker-Kommission, standhaft. Jakowlew war auch verantwortlich für die Vergabe eines Auftrages an die Warenprüffirma Cotecna Inspection SA, die ebenfalls Gegenstand der Untersuchung ist und bei der Annans Sohn Kojo tätig war.
Schmiergeld aus der Schweiz
Kojo Annan war tiefer in die Vergabe des UNO-Auftrages über jährlich 10 Mio USD an Cotecna verstrickt als von ihm selbst zugegeben, sagte Pieth am Mittwoch gegenüber Schweizer Medienvertretern. Kojo war damals Präsident der in Nigeria ansässigen Ölfirma Petroleum Projects International, die auf dem afrikanischen Öl- und Gasmarkt tätig war. Die Volcker-Kommission wirft Cotecna in ihrem am Mittwoch vorgestellten Bericht zwar kein illegales Verhalten vor; offen bleibe aber die Frage, warum die Firma die Untersuchungskommission bezüglich Kojo Annans Anstellung belogen habe. Jedenfalls habe mindestens ein Schweizer Unternehmen Schmiergelder bezahlt, sagte Pieth.
Gelder blockiert
Die Genfer Justiz hatte im März auf Anfrage Frankreichs eine Strafuntersuchung gegen Briefkastenfirmen und Zwischenhändler wegen Verdachts auf Geldwäscherei eröffnet. Diese Ermittlungen dauerten an, sagte der Genfer Untersuchungsrichter Jean-Bernard Schmid am Mittwoch. Sie bezögen sich vor allem auf Konten, die von zwei Tarnfirmen zum Zweck der Geldwäscherei eingerichtet wurden. Geklärt werden solle unter anderem, ob die Familie des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein sich aus diesen Konten bedient habe. Auch die Bundesanwaltschaft (BA) hatte im Rahmen der UNO- Korruptions-Affäre Ende April ein Verfahren eröffnet: gegen Unbekannt und gegen drei Verdächtige. Unterdessen laufen drei Verfahren gegen vier Ausländer, wie BA-Sprecherin Andrea Sadecky am Mittwoch der sda sagte. Ausserdem hat die Bundesanwaltschaft Gelder in der Schweiz blockiert und ist auf Rechtshilfegesuche aus Italien eingegangen. (awp/mc/as)