Schweizer Firmen ungenügend auf Demographiewandel vorbereitet

«Die Alterung der Arbeitskräfte ist eine unumkehrbare Entwicklung», sagte Peter Siderman, Direktor des Adecco-Instituts am Dienstag vor den Medien in Zürich. Fast die Hälfte der Schweizer Unternehmen habe aber bisher noch keine Pläne gemacht oder gar Massnahmen getroffen, um auf diese Entwicklung zu reagieren.


Befragungen in acht europäischen Ländern
Das vom Arbeitsvermittler Adecco eingerichtete Institut hat 4000 Unternehmen in acht europäischen Ländern befragt, davon 500 in der Schweiz. Bei der «demographischen Fitness» belegen die Schweizer Firmen nur gerade den vorletzten Rang vor den französischen Unternehmen.


Menschen über 40 Jahre werden die Mehrheit bilden
«In der Schweiz werden in den nächsten 10 Jahren die Menschen über 40 Jahren die Mehrheit bilden», sagte Adecco-Schweiz Direktor Michael Agoras. Bis 2020 werde die Zahl der Arbeitskräfte im Alter zwischen 30 und 44 Jahren um ein Fünftel abgenommen, die Angestellten zwischen 50 und 64 dagegen um ein Drittel zugenommen haben.


Mehr tun
Die Schweizer Unternehmen müssten mehr tun, um für den demographischen Wandel gewappnet zu sein, meint Agoras. Obwohl das Problem von einer Mehrheit der Firmen anerkannt werde, würden etwa 60 Prozent der Unternehmen nicht einmal die Altersstruktur der eigenen Belegschaft kennen. In den einzelnen Kriterien des vom Adecco-Institut erstellten «Demographischen Fitness Index» (DFX) schnitten Schweizer Firmen unterschiedlich ab. Verbesserungsfähig wäre danach hierzulande etwa die Laufbahnplanung für die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.


Top im Angebot für Weiterbildung
Top sind Schweizer Firmen im Angebot für Weiterbildung – bei älteren Arbeitnehmern finde nämlich ein schleichender Rückgang des Know-hows statt, meinte Siderman. Dagegen hapert es laut der Studie in der Schweiz beim Wissensmanagement: Dabei geht es um die Weitervermittlung von Wissen der älteren Mitarbeitenden.


Beim Gesundheitsmanagement auf dem letzten Platz
Den letzten Platz belegt die Schweiz im «Gesundheitsmanagement»: Dabei denken die Studienverfasser an medizinische Prüfungen bei der Arbeit, an Gesundheitsberatung oder Entspannungprogramme. Gute Noten erhält die Schweiz dagegen für das stärker als in anderen Ländern auf Leistung ausgerichtete Lohnsystem.


Dramatische Veränderungen in der Alterspyramide
Die dramatischen Veränderungen in der Alterspyramide verlangten ein Umdenken, sagte Wolfgang Clement, Direktor des Adecco-Instituts und ehemaliger deutscher Wirtschaftsminister: Keine Volkswirtschaft könne es sich erlauben, erhebliche Potenziale noch produktiver Senioren früh, oft zu früh, in den Ruhestand zu schicken. «Künftig können wir nicht mehr mit 60 oder 62 Jahren pensioniert werden», sagte der ehemalige SPD-Minister. Im Gegensatz zu früher lebten die Menschen heute 80 und bald 90 Jahre lang. Er zweifle deswegen auch, ob die jüngst vom deutschen Bundestag beschlossene Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre ausreiche. (awp/mc/gh)

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