Schweizer Presse begegnet neuem Swisscom-Chef mit Skepsis
Als Deutscher könne sich Schloter kaum am politischen Diskurs beteiligen, der für die Zukunft der Swisscom entscheidend sei, begründet der Kommentator sein Urteil. Im zu erwartenden Abstimmungkampf über die Privatisierung der Swisscom «wird der Firma damit ausgerechnet der Konzernchef fehlen».
NZZ
Auch die «Neue Zürcher Zeitung» wertet dies als Handicap: Jens Alder hätte «mit Blick auf diese Entscheidung einen wichtigen Beitrag leisten können». Schloter werde sich weniger pointiert als sein Vorgänger «in die politische Diskussion einschalten», erwartet «Der Bund».
Der Landbote
Schloter könne «es eigentlich nur schlechter machen – auf sehr hohem Niveau», schreibt «Der Landbote». Der Deutsche treffe zwar ein «gut bestelltes Feld an», werde aber im Referendumsstreit über die Privatisierung Hilfe vom Verwaltungsrat brauchen und im umkämpften Markt etwa durch Cablecom schärferen Wettbewerb erhalten.
Südostschweiz
Vorgänger Jens Alder dagegen hatte «alles, was er für seinen Job brauchte», wie die «Südostschweiz» zum schwierigen Erbe an der Swisscom-Spitze schreibt.
Aargauer Zeitung
Der Kommentator der «Aargauer Zeitung» erinnert daran, dass der neue Swisscom-Chef als Leiter der Mobilfunksparte das alte, vom Bundesrat verworfene Geschäftsmodell mitgetragen habe. Die Swisscom nun neu auszurichten, stelle ihn vor ein Glaubwürdigkeitsproblem.
St. Galler Tagblatt
Das «St.Galler Tagblatt» dagegen sieht in der Kontinuität an der Swisscom-Spitze ein Plus: Das sei «was der Konzern nach dem Wirbel der letzten Wochen am meisten braucht».
Basler Zeitung
Gänzlich anderer Meinung ist die «Basler Zeitung». «Ein Wechsel schadet nicht», titelt ihr Kommentator. Denn die Swisscom sei längst nicht so innovativ, wie Alder sie dargestellt habe. «Alders Abgang bringt dem Unternehmen noch keine Strategie», schreibt allerdings «24 heures».
Berner Zeitung
Die «Berner Zeitung» wendet sich derweil an die Politik: Sie müsse das angekündigte Referendum über die Vollprivatisierung raschmöglichst vors Volk bringen: «Jeder Tag, an dem sich Swisscom um Politik statt ums operative Geschäft kümmern muss, schadet dem Unternehmen.»
Le Temps
«Le Temps» befürchtet, dass im Wahljahr 2007 besonders viele Politiker ihre Eigeninteressen über das Wohlergehen der Swisscom stellen. Über Schloter heisst es: «Ihm fehlt bloss eines: Die Macht, die eidgenössichen Wahlen zu verschieben.» (awp/mc/gh)