Schweizer Reisebüros spüren Rezession
Der durchschnittliche Umsatz pro Reisebüromitarbeiter sei im vergangenen Jahr um 100’000 CHF auf knapp 1,1 Mio CHF gesunken, sagte der Geschäftsführer des Schweizerischen Reisebüro-Verbandes, Walter Kunz, am Mittwoch bei der Präsentation einer Umfrage, an der 452 Reisebüros teilgenommen haben.
Nettorendite geschmolzen
Hochgerechnet dürfte die Branche einen Umsatz von 11,2 Mrd CHF erzielt haben, sagte Kunz. Das sei rund 1 Mrd CHF weniger als ein Jahr zuvor. Die sinkenden Umsätze der Branche habe auf den Gewinn durchgeschlagen. Die Nettorendite, das heisst das Verhältnis von Gewinn zum Umsatz, sei von 2,1 auf magere 0,8% geschrumpft, sagte Kunz. Gleichzeitig seien die Salärkosten immer gewichtiger geworden, weil die Reisebüros trotz der sinkenden Einnahmen ihre Mitarbeiter behalten hätten.
Lehren aus Vergangenheit gezogen
Man habe aus der Vergangenheit die Lehren gezogen, sagte Kunz: Diese habe gezeigt, dass man nach einem Stellenabbau in der Krise nur mit Schwierigkeiten gut qualifizierte Mitarbeiter finde, wenn die Geschäftslage wieder besser werde. Gut ein Drittel der Reisebüros habe im vergangenen Jahr Kurzarbeit verhängt. Gleichzeitig hätten die Reisebüros ihre Fixkosten kaum drücken können. Personal- und Mietkosten machten rund 70 Prozent der Gesamtkosten aus, sagte ein Vertreter eines Reiseveranstalters. Da habe man nicht viel Spielraum zum Kürzen. Wenn man viel sparen wolle, müsse man entscheiden, ob man das Büro zumache.
Blaues Auge
Insgesamt sei die Rendite des letztes Jahres angesichts der Lage knapp zufriedenstellend, sagte Kunz: «Wir sind mit einem blauem Auge davongekommen.» Aber 2% Rendite sollte man schon erzielen als Reisebüro. Und die Aussichten sehen auch wieder besser aus. Die Nachfrage sei deutlich höher als letztes Jahr, sagte der St. Galler Tourismusprofessor Christian Laesser: «Die Rezession ist vorbei. Die Leute reisen wieder mehr.» Allerdings blieben die Preise und die Margen unter Druck. Die Nachfrage steige vor allem bei Fernreisen, nachdem die Leute in der Krise eher in Europa geblieben seien. (awp/mc/ps/19)