Zu laufenden Preisen stieg das BIP im vergangenen Jahr um 4 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik am Freitag mitteilte. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) fiel hingegen mit einem Minus von 4,7 Prozent deutlich negativ aus. Es sei das erste Mal seit 1990, dass das BNE niedriger sei als das BIP, heisst es in der Mitteilung. Das BNE errechnet sich aus dem BIP: Der Saldo der vom Ausland erhaltenen und ans Ausland bezahlten Faktoreinkommen (Einkommen aus Arbeit und Kapital) wird hinzugerechnet.
Vermögenserträge aus dem Ausland um 40% rückläufig
Den Grund für das tiefere Bruttonationaleinkommen ortet das BFS in der Finanzkrise. Die aus dem Ausland zugeflossenen Vermögenserträge sind um 40 Prozent geschrumpft. Dies hat mit den Verlusten der Auslandniederlassungen von Schweizer Banken zu tun. Die ans Ausland geleiteten Vermögenserträge gingen mit 11,5 Prozent ebenfalls etwas zurück. Insgesamt verringerte sich der Saldo der Bilanz der Faktoreinkommen mit dem Ausland um 45 Mrd. Franken, die Bilanz weist ein Defizit aus von 38,6 Mrd Franken. Gesamtwirtschaftlich betrachtet befindet sich die Schweiz 2008 erstmals seit der Einführung der Ertragsbilanz 1947 in einer Position der Nettozahlerin gegenüber dem Ausland, schreibt das BFS.
Banken bremsen
Nach Branchen betrachtet hat der Bankensektor einen negativen Beitrag zum Wirtschaftswachstum BIP geleitet. Dies, obschon der Zusammenbruch von Teilen des Auslandgeschäfts und die Wertverluste der Vermögenswerte keinen Einfluss auf die Wertschöpfung hätten, schreibt das BFS. Doch die verwalteten Vermögen und die damit generierten Kommissionen seien geschmälert worden. Hingegen haben andere Dienstleistungs-Unternehmen der Wirtschaft Zug verleiht. Insbesondere die Betriebe aus dem Handel, Verkehr und der Nachrichtenübermittlung sind dank einer sehr robusten Inlandnachfrage von der Krise verschont geblieben. In der Industrie hat sich der Geschäftsgang hingegen verlangsamt.
Gesunde Privathaushalte
Die inländische Endnachfrage (Konsumausgaben von Privaten und Staat, von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sowie Ausrüstungs- und Bauinvestitionen) ist mit 1,1 Prozent langsamer gewachsen als im Vorjahr (2,8 Prozent). Grund sei die Stagnation bei den Ausrüstungsinvestitionen. Die Bauinvestitionen hätten hingen auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Betrachtet man nur den Konsum der privaten Haushalte sowie der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (65 Prozent des gesamten BIP), beträgt das Wachstum 1,7 Prozent. Dieses gute Ergebnis sei der gesunden Finanzlage der privaten Haushalte zu verdanken, der positiven Lohnentwicklung 2008 und der niedrigen Arbeitslosenquote, schreibt das BFS.
Aussenhandel als BIP-Wachstumsstütze
Der Aussenhandel verlor dagegen etwas an Dynamik. Die Exporte wie auch die Importe hätten weniger gute Ergebnisse erzielt, wobei die Exporte (+2,9 Prozent) sich besser hielten als die Importe (+0,4 Prozent). Der Aussenhandel hat sich damit ebenfalls als BIP-Wachstumsstütze erwiesen. (awp/mc/ps/12)