Schweizer Wirtschaft kommt nicht vom Fleck

Das Barometer der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich fiel im Juni auf den tiefsten Stand seit Dezember 2003. Es sank auf 0,46 von revidiert 0,49 im Vormonat und 0,53 im April. Damit zeige der Indikator wieder stärker nach unten, teilte die KOF am Mittwoch


Mehr Bestellungen
Der Bestellungseingang in der Industrie hat sich zwar gemäss der monatlichen Konjunkturumfrage leicht erhöht im Vergleich zum Vorjahr. Dagegen nahmen die optimistischen Meldungen zum erwarteten Einkauf für Vorprodukte weiter ab, was sich abschwächend auf das Konjunkturbarometer auswirkte.Ebenfalls negativ wirkte sich der Auftragsbestand aus. Die vor einem Monat registrierten Anzeichen zu einer positiven Wende seien von einer Abschwächung überdeckt worden, teilte die KOF weiter mit. Das KOF-Konjunkturbarometer gibt in qualitativer Form Auskunft über die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten in rund sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr.


Geschwächte Exporte


Auch der Wirtschaftsdachverband economiesuisse kommt in seinem wirtschaftlichen Lagebericht zu einem ernüchternden Schluss. Besonders die Exporte hätten viel von ihrem früheren Schwung verloren, teilte economiesuisse mit. Die Inlandnachfrage sei gedämpft. Vor allem der private Konsum gebe im Einklang mit der unbefriedigenden Lage am Arbeitsmarkt, den schwachen Detailhandelsumsätzen und den rückläufigen Personenwagenverkäufen kaum Wachstumsimpulse.

Bauleistungen moderat zugenommen


Auch die Ausrüstungsinvestitionen entwickeln sich laut economiesuisse ohne Schwung. Lediglich die Nachfrage nach Bauleistungen habe moderat angezogen – allerdings bei markanten Unterschieden in den einzelnen Sparten.

Europa-Konjunktur ist entscheidend

Für die Überwindung der konjunkturellen Stockungen sei es entscheidend, dass die Europa-Konjunktur rasch wieder Tritt fasse. Immerhin gehen gemäss economiesuisse rund 40% der schweizerischen Ausfuhren nach Deutschland, Frankreich und Italien. Economiesuisse erwartet für 2005 ein reales Wachstum zwischen 1,4 bis 1,8%, das «bestenfalls an der unteren Grenze seiner Schätzung vom vergangenen Dezember» liege.Vorsichtiger gibt sich der neue Leiter der KOF, Jan-Egbert Sturm. Er rechnet «mit einem Wachstum von um oder etwas über 1%».

Mehr Wettbewerb gefordert

Nach Ansicht des Niederländers braucht die Schweiz mehr Wettbewerb, um die Wachstumsschwäche zu überwinden. Dabei sollten die Impulse aus dem Ausland aufgenommen worden. Der Schweizer Binnenmarkt sei zu klein, um in verschiedenen Sektoren selber genügend Wettbewerb zu generieren, sagte Sturm in Interviews mit der «HandelsZeitung» und dem «Tages-Anzeiger». Trotz der gegenwärtigen Abschwächung des Wirtschaftswachstums hoffe er aber auf einen leichten Aufwärtstrend im zweiten Halbjahr. (awp/mc/th)
Exit mobile version