Schweizer Wirtschaft wächst wieder etwas stärker

Schweizer Wirtschaft wächst wieder etwas stärker
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Bern – Die Schweizer Wirtschaft ist wieder mit etwas mehr Tempo unterwegs. Experten wollen aber noch keine konjunkturelle Wende ausrufen.

Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) legte in der Periode von Oktober bis Dezember 2024 auf bereinigter Basis gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent zu, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte.

Der aktuelle Wert liegt damit klar höher als in den beiden Vorquartalen. Damals lag das Wachstum bei lediglich 0,2 bzw. 0,3 Prozent.

«Solide Entwicklung»
Felicitas Kemeny, die im Seco das Ressort Konjunktur leitet, spricht gleichwohl nur von einer «soliden Entwicklung». Ob damit die Delle der letzten Quartale vorüber sei, bleibe nach wie vor die grosse Frage.

So sei die Entwicklung in der Industrie nach wie vor sehr uneinheitlich. Gut laufe es in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, während es in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie eine leicht rückläufige Entwicklung gegeben habe. Diese leidet bekanntlich unter der schlecht laufenden Konjunktur in wichtigen Ländern, insbesondere in Deutschland.

Aufschwung bei Dienstleistungen
Eine positive Entwicklung zeigten auf den ersten Blick die Ausrüstungsinvestitionen. Diese legten im Schlussquartal um 1,0 Prozent zu, nachdem sie davor zwei Quartale in Folge zurückgegangen waren. Laut Kemeny waren dafür aber Sondereffekte verantwortlich, konkret die Investitionen in neue Flugzeuge. Wenn man diesen Effekt herausrechne, zeige sich nicht das Bild einer unmittelbar bevorstehenden konjunkturellen Beschleunigung.

Zuversichtlich stimme sie hingegen die Binnenkonjunktur und dabei insbesondere der Dienstleistungssektor. «Hier war der Anstieg relativ breit abgestützt.»

Reallohnzuwächse könnten helfen
Auch Ökonomen zeigen sich in ersten Reaktionen nicht allzu euphorisch. Die Zahlen zeigten primär, dass es der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Staaten relativ gut gehe, meint Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile.

Er hält es für wahrscheinlich, dass der Tiefpunkt durchschritten sei. Dafür sprechen seiner Meinung nach die Reallohnzuwächse und die Zinssenkungen, die allmählich in der Realwirtschaft ankommen sollten.

Ähnlich sieht dies UBS-Experte Alessandro Bee: «Für 2025 erwarten wir aufgrund einer stärkeren Konjunktur in Europa weiterhin eine Beschleunigung des Schweizer Wachstums.» Er prognostiziert ein bereinigtes Wachstum von 1,5 Prozent. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wuchs die Schweizer Wirtschaft bereinigt um 0,9 Prozent. Im Jahr davor waren es 1,2 Prozent gewesen.

Trump als Risiko
Bee macht allerdings einen Vorbehalt: «Allerdings sind zahlreiche Risiken vorhanden, die der Schweiz Wirtschaft einen Strich durch die Rechnung machen könnten, beispielsweise die Handelspolitik der neuen US-Regierung oder politische Unsicherheiten in Europa», betont er.

«Noch dominiert der Konjunktiv bei den Konjunkturperspektiven», fasst VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel die aktuelle Stimmung unter den Wirtschaftsauguren zusammen. (awp/mc/ps)

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