Schweizer Zahlungsmoral verbessert sich im Gegensatz zu europäischem Trend

Die Schweiz ist in ihrer Zahlungsmoral keineswegs Musterknabe, sondern besseres Mittelfeld. Am besten ist die Zahlungsmoral nach einer Erhebung der Inkasso-Firma Intrum Justitia in Finnland, gefolgt von Schweden und Norwegen. Schlusslichter der 22 Länder umfassenden Rangliste sind Portugal, Tschechien und Polen.


Öffentliche Hand langsamer als Private
Europaweit beträgt die Zahlungsdauer 59,2 Tage. In der Schweiz dauert es im Durchschnitt 46,8 Tage, bis eine Rechnung beglichen wird. Bei Geschäftskunden beträgt die Zahlungsdauer in der Schweiz 45,4 Tage. Während Privatkunden bereits nach 42,1 Tagen ihre Schulden bezahlen, dauert es bei der öffentlichen Hand 49,5 Tage. Gegenüber dem Vorjahr lässt sich der Staat gut einen Tag länger Zeit. Der Staat zahlt die Rechnung im Schnitt erst 18 Tage nach der ordentlichen Zahlungsfrist. Der Verzug sei nicht zu unterschätzen, sagte Intrum Justitia- Studienleiter Stefan Schär am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Bei einem Jahresumsatz von 45 Mio CHF entspreche ein Tag Verzug einem Bankkredit von 125’000 CHF.

Wachstumsfinanzierung über Lieferanten
45% aller Debitorenforderungen seien überfällig, sagte Schär. Das entspreche einem Buchwert von 375 Mrd CHF. Der Anteil in der Schweiz beträgt 9 Mrd CHF. Weil Geld fehlt und die Banken mit der neuen Basel II-Regelung restriktiver Kredite vergeben, wird das Wachstum so über Lieferanten finanziert. Es handle sich aber um einen Teufelskreis, sagte Schär. Denn bei rechtzeitiger Zahlung werden lediglich 13% des Volumens an die eigenen Lieferanten weitergegeben, sagte Schär. Der Rest werde zweckentfremdet; bis hin zu einem Anteil von 8%, der zur Zahlung der Eigentümer und Aktionäre verwendet werde.

Forderungsverluste auf hohem Niveau
Die Forderungsverluste in der Schweiz bewegen sich laut Schär auf hohem Niveau, dies obwohl sie seit Jahresanfang leicht auf 1,7% gesunken sind. Das bedeute immerhin, dass ein Unternehmen den Umsatz um 17% steigern müsse, um den Verlust aufzufangen, erläuterte Schär. Intrum Justitia geht europaweit von einer weiteren Verschlechterung der Zahlungsmoral aus. Der Trend für die Schweiz falle im Gegensatz zu wichtigen Handelspartnern wie Deutschland besser aus, heiss es. In der Schweiz lanciert die Inkasso-Firma zum zweiten Mal einen nationalen Schulwettbewerb, um auf das Thema Jugendverschuldung aufmerksam zu machen. Am Wettbewerb können erstmals neben Oberstufenschüler auch Primarklassen teilnehmen.


(awp/mc/hfu)

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