An dem Forum gaben zahlreiche nationale und internationale Wirtschaftführer, darunter der letztjährige Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, Einblick in ihre tägliche Arbeit als Arbeitgeber, Vorbild und Leitfigur. Dass Glaubwürdigkeit in der Unternehmensführung von zentraler Bedeutung ist, bestreitet heute niemand mehr. Leider bleibt gerade diese wichtige Komponente im Alltag vielfach auf der Strecke – mit fatalen Konsequenzen. Ein Manager, der seine Glaubwürdigkeit einbüsst, verliert nicht nur den Respekt der Mitarbeitenden, sondern auch die Möglichkeit, diese zu führen.
Zwischen kurzfristiger Gewinnmaximierung und langfristiger Nachhaltigkeit
Ähnlich verhält es sich auf Unternehmensebene. Gerät ein Unternehmen in eine Glaubwürdigkeitskrise, leidet nicht nur das Vertrauen aller Stakeholder, sondern unter Umständen auch die Fähigkeit des Unternehmens, erfolgreich am Markt zu agieren. Kein Wunder hat der Publizist Roger de Weck in seinem Referat darauf hingewiesen, dass Glaubwürdigkeit das knappste Gut in der Beschleunigungsgesellschaft ist. «Es ist Mangelware, weil es Zeit braucht, Glaubwürdigkeit aufzubauen», präzisierte de Weck seine Aussage. Da Glaubwürdigkeit ein Wert ist, welcher per definitionem auf lange Frist ausgelegt ist. Kurzlebige Werte gibt es nicht. Damit befindet sich die heutige Gesellschaft in einem Paradoxon zwischen kurzfristiger Gewinnmaximierung und langfristiger Nachhaltigkeit. Die beiden konträren Denkweisen sind schwierig miteinander vereinbar und führen deshalb immer wieder zu Konflikten: So buhlen etwa Unternehmer fast täglich um die Gunst der Börsianer, fordern aber gleichzeitig von den Politikern langfristiges Denken.
«Glaube» und «Würde»
Das Wort Glaubwürdigkeit stammt aus dem 15. Jahrhundert und setzt sich aus den Begriffen «Glaube» und «Würde» zusammen. Was das konkret bedeutet, erläuterte Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger von 2006 und Gründer der Grameen Bank in einer packenden Rede sowie später im Gespräch mit Roger de Weck. Die von Yunus gegründete Bank vergibt Mikrokredite an Kleinunternehmer in Bangladesh, darunter besonders viele Frauen. Diese Kredite ermöglichen den Kreditnehmern den Aufbau einer gesicherten Existenz und geben ihnen damit den Glauben an sich selbst und ihre Würde zurück. In diesem Sinne sind Mikrokredite ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Armut und die Grameen Bank dient als Vorbild und Quelle der Inspiration für viele ähnliche Einrichtungen in der ganzen Welt. Glaubwürdigkeit ist für Yunus deshalb essenziell, um wirtschaftlich langfristig erfolgreich sein zu können. Weitere Referenten am 44. Forum der Schweizerischen Management Gesellschaft waren Raymond Bär, Verwaltungsratspräsident Bank Julius Bär, Prof. Dr. Claus Hipp, Eigentümer und Geschäftsführer von HIPP GmbH & Co., Dr. Erwin Bischofberger alias Victor Giacobbo, Beat Glaus, Verwaltungsratspräsident Surselva Bräu, Hans Ziegler, professioneller VR-Präsident für Unternehmen in Spezialsituationen, Robin Cornelius, Eigentümer und CEO Switcher sowie Stefan Borgas, CEO Lonza.
(SMG/mc/hfu)
Über die Schweizerische Management Gesellschaft
Die 1961 gegründete Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) ist die Vereinigung der Schweizer Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft. Mit 1’300 Mitgliedern ist die SMG eine Begegnungsplattform, die einen aktiven Erfahrungsaustausch und kontinuierlichen Dialog unter den einzelnen Mitgliedern fördert. Die Schweizerische Management Gesellschaft bietet den Mitgliedern Veranstaltungen, die der Wissensvermittlung, dem Erfahrungsaustausch sowie der Beziehungspflege dienen. Ein Kernpunkt ist das jährliche Forum, das relevante und aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufgreift.