Seco erwartet konjunkturelle Abkühlung in der Schweiz

Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hervor, welche die Konjunkturtendenzen und Prognosen der Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes – Herbst 2008 beinhaltet.


Internationale Konjunktur
Der internationale Konjunkturausblick präsentiert sich demnach gedämpft. Vor allem in Europa hat das Wachstum in vielen Ländern seit dem Frühjahr stark an Schwung verloren, und eine rasche Erholung zeichnet sich derzeit nicht ab. In den USA ist trotz expansiv ausgerichteter Wirtschaftspolitik mit einer anhaltenden Konjunkturschwäche zu rechnen, weil die Korrektur der im vergangenen Aufschwung stattgefundenen Übertreibungen am Immobilienmarkt und beim privaten Konsum die Wirtschaftsentwicklung auch noch 2009 belasten dürften.


USA und EU: Verhaltenes Wachstum erwartet
Insgesamt ist sowohl für die EU als für die USA im laufenden wie im nächsten Jahr mit verhaltenem Wachstum zu rechnen (gut 1% für 2009), aber nicht unbedingt mit einem weiteren Konjunktureinbruch. Eine leicht positive Wirkung könnte von den – seit den Mitte Jahr erreichten Höchstständen – spürbar gesunkenen Ölpreisen ausgehen, weil der damit einhergehende schnellere Teuerungsrückgang den privaten Konsum stützen und den geldpolitischen Spielraum der Notenbanken vergrössern dürfte.


Schweizer Konjunkturmotor verliert an Schwung
In der Schweiz hat der Konjunkturmotor seit Anfang 2008 erwartungsgemäss ebenfalls an Schwung verloren, wobei das Wachstum in den beiden ersten Quartalen dank des robusten privaten Konsums sowie lebhafter Exporte (vor allem in die Schwellen- und Entwicklungsländer) noch solide verlief. In den letzten Wochen und Monaten (insbesondere im September) haben sich vor allem in der exportorientierten Industrie die Geschäftserwartungen stark eingetrübt, während in den inlandorientierten Sektoren die Verschlechterung weniger ausgeprägt war und die Stimmungsindikatoren mehrheitlich noch nicht auf tiefem Niveau liegen.


Seco rechnet in der Schweiz nicht mit Rezession
Alles in allem stehen nach Ansicht der Expertengruppe die Konjunkturdaten in der Schweiz derzeit immer noch – trotz klar erhöhter Risiken – im Einklang mit der bereits in der letzten Prognose (von Juni 2008) vertretenen Einschätzung, dass sich die Schweizer Wirtschaft dem ungünstigeren weltwirtschaftlichen Umfeld zwar keinesfalls entziehen kann, ein ausgeprägter Konjunktureinbruch jedoch eher unwahrscheinlich ist. Die konjunkturelle Verlangsamung wird sich in erster Linie über die Exporte vollziehen und zunehmend auch die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen erfassen.


Hoffen auf privaten Konsum
Hingegen sollte der private Konsum vor dem Hintergrund der noch guten Arbeitsmarktlage die Konjunktur weiter stützen können. Im Verlauf des nächsten Jahres dürfte das Wachstum, unter der Voraussetzung einer allmählichen weltwirtschaftlichen Erholung, langsam wieder anziehen. Im Jahresdurchschnitt prognostiziert die Expertengruppe weiterhin (wie im Juni) ein BIP-Wachstum von 1,9% für dieses sowie 1,3% für nächstes Jahr.


Bremsspuren bei der Beschäftigung
Erfahrungsgemäss dürfte die konjunkturelle Verlangsamung in den kommenden Quartalen zunehmend Bremsspuren bei der Beschäftigung hinterlassen. Die meisten Frühindikatoren vom Arbeitsmarkt deuten für die kommenden Monate auf ein nachlassendes Beschäftigungswachstum hin, nicht aber auf eine rapide Verschlechterung der Situation. Bei der Arbeitslosigkeit ist der Rückgang bereits seit Anfang 2008 praktisch zum Stillstand gekommen. Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahresdurchschnitt 2008 2,5% betragen und sich 2009 leicht auf 2,7% erhöhen. Bei der Teuerung ist mit dem Wegfall der Erdölpreiseffekte für 2009 eine klare Beruhigung auf wieder deutlich unter 2% zu erwarten (nach 2,6% 2008).


Konjunkturrisiken
Die weltwirtschaftlichen Risiken für die weitere Konjunkturentwicklung in der Schweiz haben sich in den letzten Monaten deutlich erhöht. Dies betrifft vor allem die stark abgekühlte EU-Konjunktur. Falls sich dort die Konjunktur auch 2009 nicht wieder erholen würde, wäre die Schweizer Exportwirtschaft davon stark negativ betroffen. In einem solchen Fall dürfte das Wachstum 2009 auch in der Schweiz deutlich unter 1% (im Jahresdurchschnitt) fallen.


US-Immobilienkrise hält an
Ein grosser Unsicherheitsfaktor bleibt darüber hinaus die weitere Entwicklung der Finanzmarktkrise. Ob die angekündigten staatlichen Hilfsmassnahmen in den USA (unter der Annahme einer Umsetzung) zu einer nachhaltigen Beruhigung und einem steigenden Vertrauen an den Finanzmärkten beitragen können, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Die noch nicht beendete Immobilienkrise in den USA sowie in einigen europäischen Ländern und die allgemein schwächere Weltkonjunktur lassen allerdings darauf schliessen, dass das internationale Banken- und Finanzmarktumfeld noch länger belastet bleiben wird und ein Risiko für die Konjunktur weltweit und in der Schweiz darstellt. (seco/mc/ps)

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