Noch im Dezember hatte das SECO mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,7% gerechnet. «Der Grund für die Verlangsamung sind die schwächeren Exporte», sagte SECO-Chefökonom Aymo Brunetti am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Für das laufende Jahr beliessen die Experten ihre Prognose zwar bei 1,9%. Das Wachstum geht damit deutlich zurück. Noch im Jahr 2007 hatte das BIP um satte 3,1% zugelegt.
Finanzkrise bremst
Noch in den früheren Prognosen hatten die Experten des Bundes damit gerechnet, dass die Exportindustrie der Krise an den Finanzmärkten zu trotzen vermag. Gerade das Geschäft mit den Finanzdienstleistungen über die Landesgrenzen werde nun aber leiden. Die Exporte zählen zu den Haupttreibern der Schweizer Wirtschaft. Sie werden unter anderem beeinflusst durch die Wechselkurse, vor allem aber von der Nachfrage aus den Handelsländern. Stockt die Wirtschaft dort, spürt die Schweizer Wirtschaft die Bremsspuren.
Privatkonsum bleibt wichtige Stütze
Im Unterschied zum Export vermag sich die inländische Nachfrage – abgesehen von der Bauwirtschaft – zu behaupten. Dank der guten Arbeitsmarktsituation bleibe der private Konsum eine wichtige Stütze, erklärte das SECO. Die Arbeitslosenquote des laufenden Jahres wird auf 2,5% veranschlagt und für 2009 auf 2,6%. In der Leseart des SECO sind die jetzigen Prognosen noch nicht bedrohlich. «Eine nicht schockartige Normalisierung», sagte Brunetti. Von einem regelrechten Abschwung könnte man erst bei Wachstumszahlen unter einem Prozent sprechen.
Wachstum im Gleichschritt mit Eurozone
Mit 1,5% würde die Schweizer Wirtschaft im Gleichschritt mit jener der Eurozone wachsen. In den USA zeichnet sich laut SECO ein «sehr verhaltenes Wachstum» von 1,3% ab. Ohne die expansive Geld- und Fiskalpolitik wäre das Wachstum noch kleiner. Das SECO hat für die aktuellen Prognosen die letzten Hiobsbotschaften aus der Finanzwelt wie Liquiditäts- und Solvenzprobleme oder zum Beispiel der Milliardenverlust der Grossbank UBS des vergangenen Jahrs berücksichtigt.
Ungewisse Zukunft
In einem optimistischen Zukunfts-Szenario käme der Finanzmarkt innerhalb der nächsten Monate zur Ruhe. Flacht die Krise im Verlauf des Jahres nicht ab, würde die Schweizer Konjunktur «in besonderem Masse» belastet. Gemessen an den Prognosen ist bis jetzt nur das Wealth Management der UBS pessimistischer als das SECO. Die UBS-Ökonomen rechneten in ihren Prognosen von Mitte März mit einem Wachstum von 1,4% für das Jahr 2009. Zuversichtlicher ist etwa die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH. Sie erhöhte ihre Wachstumsprognose gar leicht von ursprünglich 1,9% auf 2%. (awp/mc/ps)