SECO senkt BIP-Prognose für das laufende Jahr deutlich – 200’000 Arbeitslose?

Inzwischen hätten sich die Aussichten weltweit aber deutlich verschlechtert, sagte Aymo Brunetti, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO). Zum ersten Mal seit Jahrzehnten befänden sich alle wichtigen Wirtschaftsräume gleichzeitig in einer Rezession, erklärte Brunetti. Dem kann sich das Export-Land Schweiz nicht entziehen. Für Deutschland, den wichtigsten Absatzmarkt der Schweiz, sei mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 3,2% zu rechnen.


Keine schnelle Wende in den USA in Sicht
Für die USA – laut Brunetti die Hauptverantwortlichen der Krise – sagen die Experten einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts um 2,2% voraus. Eine schnelle Wende sei nicht zu erwarten. Es bestehe sogar das Risiko einer längeren Stagnation der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt.


Exporte brechen ein
Die Schweizer Exporte brechen im laufenden Jahr um 8,1% ein. In der letzten Prognose hatte das SECO noch mit einem Rückgang um 2,6% gerechnet. Allerdings sei zu bedenken, dass der Absturz von einem sehr hohen Niveau aus erfolge, sagte Brunetti. Die Export-Wirtschaft habe in den Jahren 2003 bis 2007 einen Boom sondergleichen erlebt. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen sacken dieses Jahr um 10,0% ab. Die Bauinvestitionen stagnieren – trotz der Konjunkturprogramme, die insbesondere der Baubranche Impulse verleihen sollen.


Viel mehr Arbeitslose
Gestützt wird die Wirtschaft vorerst noch vom privaten Konsum (+0,6%.) Im kommenden Jahr dürfte aber auch dieser stagnieren. Dann schlägt nämlich die Krise vollends auf den Arbeitsmarkt durch. Und das ist Gift für die Konsumausgaben. Das SECO rechnet mit einer Arbeitslosenquote von 3,8% im laufenden Jahr. 2010 dürfte sie auf 5,2% klettern – so hoch war die Arbeitslosenquote hierzulande seit Mai 1997 nicht mehr. Damit steigt die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen auf über 200’000.


Derzeit verlieren Monat für Monat 5’000 bis 6’000 Leute ihren Job (saisonbereinigt). Laut Brunetti bleibt dieses Tempo in der ersten Hälfte des laufenden Jahres unverändert, in der zweiten Jahreshälfte müsse sogar mit einer Beschleunigung gerechnet werden.


Grosse Ungewissheit
Wie die meisten anderen Konjunktur-Auguren sehen auch die Experten des Bundes eine leichte Erholung der Wirtschaft im Jahr 2010 (+0,1%). Von dieser Einigkeit der Prognostiker dürfe man sich aber nicht täuschen lassen, räumte Brunetti ein. Denn die Vorhersagen seien mit sehr grossen Risiken behaftet. Zuerst müsse die Finanzkrise abklingen und die US-Wirtschaft «Boden finden». Das sei aber äusserst ungewiss. Der Anpassungsbedarf in den USA sei enorm, sagte Brunetti mit Blick auf die starke Verschuldung des Finanzsektors und der Privathaushalte. Im ungünstigsten Fall einer weiteren Abwärtsspirale der Finanz- und der Realwirtschaft sowie eines auch 2010 anhaltenden Konjunkturrückgangs in den USA und der EU würde sich die Rezession auch in der Schweiz weiter verschärfen und verlängern, sagte Brunetti.


Chancen für allmähliche Überwindung der weltweiten Rezession
Angesichts der weltweiten Konjunkturprogramme und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken stünden die Chancen für eine Eindämmung und allmähliche Überwindung der weltweiten Rezession grundsätzlich zwar gut. Es gebe aber noch kaum Anzeichen für eine nachhaltige Beruhigung an den Finanzmärkten.  (awp/mc/pg/05)

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