Seco: Wirtschaft stagniert im dritten Quartal

Dank einer leichten Zunahme des Exports und des Konsums fiel die Wirtschaftsleistung haarscharf nicht ins Minus. Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) veränderte sich nicht (+0,0%), wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Donnerstag mitteilte. Zuletzt war das BIP im dritten Quartal 2004 im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft (-0,6%). Gegenüber dem Vorjahresquartal stieg das BIP allerdings auch im vergangenen Sommer noch um 1,6%. Das Nullwachstum ist keine Überraschung: Ökonomen hatten im Schnitt mit einer Stagnation im Quartalsvergleich und einem Plus von 1,7% gegenüber dem Vorjahresquartal gerechnet.


Weniger Gesamtinvestitionen
Die Stagnation zwischen Juli und September ist vor allem auf schrumpfende Gesamtinvestitionen zurückzuführen (-1,4%). Während die Investitionen im Bau um 0,9% zurückgingen, sanken die Ausrüstungsinvestitionen um 1,8%. Die Ausrüstungsinvestitionen reagieren generell heftig auf die Konjunktur, sagte SECO-Chefökonom Aymo Brunetti. Demgegenüber sei der Konsum sehr viel stabiler.


Konsum der privaten Haushalte nimmt leicht zu
Der Konsum der privaten Haushalte habe leicht zugenommen (+0,3%), weil dieser stark mit der guten Arbeitsmarktsituation und den positiven Lohnabschlüssen zusammenhänge. Auch der Staat gab mehr Geld aus (+0,7%). Daneben trugen vor allem die Exporte von Waren und Dienstleistungen (+1,2%) dazu bei, dass die Schweizer Wirtschaft knapp von einem BIP-Rückgang verschont blieb. Dabei war die Nachfrage nach Dienstleistungen stärker (1,7%) als jene nach Waren (+1,0%).


Bisher besser als das Ausland abgeschnitten
Bisher sei es der Schweiz im Zuge der Finanzkrise besser ergangen als den grossen europäischen Ländern, sagte Brunetti weiter. Diese befinden sich teilweise bereits in der Rezession. Dies hänge besonders damit zusammen, dass die Schweiz im Gegensatz zu den USA und zu Grossbritannien keine Immobilienkrise hatte. Zudem sei die Exportstruktur der Schweiz sehr diversifiziert. So exportierte sie auch in Schwellenländer, welche bis ins dritte Quartal sehr stark gewachsen seien. Darüber hinaus gebe es in der Schweiz bisher kaum Anzeichen für eine Verknappung der Kredite.


Minuszahl im nächsten Quartal «ziemlich wahrscheinlich»
Die Lage dürfte sich bald weiter verschlechtern. Die Indikatoren der Weltkonjunktur seien seit Mitte Oktober sehr stark ins Negative gefallen. Ähnlich sehe es auch in der Schweiz aus: «Das laufende Quartal wird schlechter als das dritte Quartal», sagte Brunetti. Eine Minuszahl sei «ziemlich wahrscheinlich». So sieht es auch Julius-Bär Ökonom Janwillem Acket: «Das laufende Quartal wird negativ». Dasselbe gelte für das darauffolgende Semester, weshalb sich die Schweiz auf der Schwelle zu einer Rezession befinde. Diese dauere mindestens bis Juni 2009 und schlimmstenfalls bis 2010.


Für das Gesamtjahr 2008 rechnen die Ökonomen mit einer Wachstumsverlangsamung, während das SECO Anfang Oktober von 1,9% Wachstum für das Gesamtjahr ausging. Am 15. Dezember wird das SECO neue Konjunkturprognosen für 2008 und 2009 veröffentlichen. (awp/mc/pg/09)

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