In stilecht eingerichteten Wohnzimmern aus den 50er bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts passiert Radio- und Fernsehgeschichte Revue; in einer gemütlich eingerichteten Lounge können die Besucherinnen und Besucher zwischen 48 Fernsehsendungen von Hans A. Trabers «Wunderwelt im Mikroskop» über «Teleboy» bis zu «NightMoor» auswählen und in ihren persönlichen Fernseherinnerungen schwelgen. Legendäre und skandalträchtige Sendungen wie die «Arena» zur Alpen-Initiative oder das CH-Magazin mit dem Auftritt der «Müllers» sind ebenso im Programm wie «Un› ora per voi», die Sendung für die italienischen Gastarbeiter, eine Folge von «Was bin ich?» oder «Circuit fermé», ein visionärer Ballettfilm der TSR.
Ein Stück Alltag
Die Schweizerische Rundspruchgesellschaft (SRG) entstand 1931. 1960 wurde die SRG in Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft umbenannt. Die Abkürzung blieb bestehen. Mit ihren Programmen prägt sie bis heute den schweizerischen Alltag. 1999 kam das Label «idée suisse» dazu. Von da an nannte sich das Unternehmen SRG SSR idée suisse. Was vor 75 Jahren mit je einem Radioprogramm für jede Sprachregion begann, umfasst heute eine Vielzahl von Kanälen, die insgesamt sieben Fernsehprogramme und sechzehn Radioprogramme rund um die Uhr ausstrahlen.
Mehr als nur zum Schauen und Hören
Fernsehen und Radio sind Medien für Menschen, die zuschauen und zuhören. Deshalb stehen die Sendungen im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie führt auf einer Zeitreise zurück in ein Wohnzimmer der Fünfzigerjahre, in dem neben dem Radioempfänger bereits ein Fernsehapparat steht. Während das Radio seine goldene Zeit mit grossen Unterhaltungssendungen für ein Massenpublikum sowie einem umfangreichen Bildungs- und Informationsprogramm erlebte, steckte das Fernsehen in den Kinderschuhen. Seit 1953 erprobte eine kleine Gruppe von Pionieren das neue Medium und entwickelte die ersten Fernsehformate mit knappem Budget.
Bis heute
Von diesem Ausgangspunkt führt die Ausstellung durch fünf weitere Zeitabschnitte bis in die Gegenwart. Als Leitmedium der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht das Fernsehen im Mittelpunkt. Es hat uns alle geprägt. Aber hat es wirklich so viel Einfluss auf die Gesellschaft, wie ihm nachgesagt wird? Wo liegen seine Stärken und wo seine Grenzen? Und was ist eigentlich das Schweizerische am Schweizer Fernsehen?
Jeder trägt seine eigenen Erinnerungen in sich
Geht man von der eigenen Erinnerung aus, sind es individuelle Erlebnisse, die eine «Medienbiografie» prägen. Sei es Familienunterhaltung am Samstagabend, seien es Nachrichten über unvergessliche Ereignisse oder vergangene Kindersendungen: Fernseherlebnisse sind auch generationenübergreifende Kollektiverinnerungen. Ausgehend davon zeigen zahlreiche Fernsehsendungen aus der Vergangenheit, was in der Schweiz und ihrer Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich und konsensfähig war ? und wo unbeabsichtigt Tabus gebrochen wurden.
Individuelles Allgemeingut
Je nach Sprachregion sind unterschiedliche Sendungen Allgemeingut geworden. In der Deutschschweiz etwa «Teleboy» und «Telearena», in der Westschweiz zum Beispiel «Continents sans visa» oder «Les oiseaux de nuit» und in der italienischsprachigen Schweiz die «Tombola radiotelevisiva». Sie vergleichen zu können, macht erst die Rückschau möglich, die damit auch einen ungewohnten, weil gleichzeitigen Blick auf die Fernsehkulturen eines viersprachigen Landes wirft. Persönliche Fernseherinnerungen werden wieder lebendig und können in der kulturgeschichtlichen Rückschau gemeinsam nochmals neu beurteilt werden. (ks/mc/th)
Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei Veranstaltungen: Am Dienstag, 30. Mai 2006, 18.30 Uhr, sprechen Gabriela Amgarten, Abteilungsleiterin Unterhaltung SF, und Max Rüeger, Autor (u. a. «Teleboy») über den Wandel in der Fernsehunterhaltung; am Donnerstag, 8. Juni 2006, 18.30 Uhr erläutern Hanspeter Gschwend, Autor, und Caspar Selg, Redaktionsleiter, die Anfänge und Hintergründe des «Echo der Zeit». Ausserdem werden im Seedamm Kulturzentrum einige wichtige Spiele der Fussball-WM im Grossformat übertragen, darunter natürlich alle der Schweizer Nationalmannschaft.