Seedamm Zentrum: Meisterwerke Mittelalterlicher Kunst

Sie stammen aus der gesamten Zeitspanne gotischer Kunst von 1160 bis 1520. Das Nationalmuseum in Warschau beherbergt damit eine der kostbarsten und dennoch viel zu wenig bekannten Mittelaltersammlungen Europas. Die Auswahl der Exponate ist geprägt vom Gedanken, die Stilvielfalt des künstlerischen Schaffens im damaligen Königreich Polen vorzustellen.


«Museum der Schönen Künste»

Von besonderem Wert ist die umfangreiche Gruppe vollständig erhaltener Flügelaltäre, besonders erwähnenswert sind dabei die zahlreichen Polyptychen, und die Skulpturen der Frömmigkeitsströmung des Mystizismus ? darunter Mystikerkreuze, wie beispielsweise das in seiner Expressivität erschütternde ‹Cruzifixus dolorosus› ?, die ein für das 15. Jh. charakteristisches Kunstphänomen repräsentieren. Eine besonders grosse Zahl an Werken entstammt auch der Zeit der Internationalen Gotik, dem ‹Schönen Stil›, wie ihn in der Ausstellung etwa die Skulptur der Hl. Katharina von Alexandrien vertritt.

Die schöne Blüte der Gotik


Im Spätmittelalter treten zunehmend Künstlerpersönlichkeiten in Erscheinung, die auch namentlich bekannt sind. Allmählich erscheinen einzelne Datierungen auf den Werken und in der Dürer-Zeit Signaturen in Form von Namensinitialen. Den Wanderungsbewegungen der Künstler folgend, wird uns bewusst, dass das Europa des Spätmittelalters viel offener war, als wir aus dem Zeitraum nach 1945 anzunehmen geneigt sind. So lässt sich in den Kunstbeziehungen in einem grösseren geographischen Raum die Nähe verschiedener Bildsprachen erkennen. An der Schwelle der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlebte die Kunst Nordeuropas eine bislang ungeahnte Blütezeit.

Das Kloster Einsiedeln als lebendiges Beispiel der Gotik


Die Auseinandersetzung mit Mittelalterlicher Kunst im Kulturzentrum Seedamm geschah in Bezug zum Wirkungsfeld des in ottonischer Zeit gegründeten Klosters Einsiedeln, das die nähere und weitere Umgebung durch Jahrhunderte mitgeprägt hat. Auch in der heute prachtvollen barocken Anlage finden sich noch Elemente mittelalterlicher Kunst, so in der Stiftsbibliothek bedeutende Handschriften aus dem 10. bis 15. Jahrhundert ? und kaum jemand ahnt, dass sich unter dem üppigen Gewand der Muttergottes der Gnadenkapelle, der Schwarzen Madonna, eine schlichte, mädchenhaft wirkende gotische Muttergottes aus dem Werkstatt-Umkreis Hans Multschers befindet. Viele Zeugnisse des Mittelalters sind dagegen überraschenderweise noch in Kapellen und Kirchen der Gegend zugänglich, so etwa die Wandmalereien in der Kirche St. Peter und Paul auf der Insel Ufnau, der gotische Flügelaltar im Beinhaus von Steinen oder die drei spätgotischen Altäre in der St. Johann-Kapelle in Altendorf. (mc/th)


Quadriptychon mit Szenen aus dem Leben Christi und Mariens; Verkündigung und Flucht aus Ägypten

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