Naturgemäss werden meistens erst die offensichtlichen und leicht messbaren Erfolge aufgezählt, und das ist auch gut so. Sie sind die Belohnung für viel Arbeit, ja manchmal sogar Kampf, und dafür haben wir unter Umständen viele Opfer gebracht.
Daneben gibt es aber auch viel Unoffensichtliches, manchen Erfolg, der bei näherem Betrachten durchaus auch eine Kehrseite hat und diverse Dinge, die einem eigentlich wirklich wichtig gewesen wären, aber nirgendwo in der persönlichen Bilanz auftauchen.
Fragen wie die folgenden können Ihnen helfen, bei Ihrer persönlichen Jahresbilanz auch hinter die eigenen Kulissen zu schauen, neugewonnene Stärken zu erkennen, Misslungenes oder sogar Fehlgeleitetes im Sinne konstruktiver, entwicklungsorientierter Selbstkritik zu benennen, Verdrängtes unter der Lupe zu betrachten oder Vermisstes in der Prioritätenliste für 2007 angemessen nach vorne zu rücken.
Welche Erfolge hatte ich in diesem Jahr, die in keiner Unternehmensbilanz, Powerpoint-Präsentation und keinem Leistungsprofil auftauchen werden?
Die Ereignisse des Jahres werden häufig recht «nutzenorientiert» betrachtet und bewertet. Dabei gehen aber gerade die vielen kleinen Erfolge verloren, die Ihnen selber viel Freude bereitet oder auch möglicherweise viel Kraft abverlangt haben. Es tut gut, sich auch diese «kleinen Siege» bewusst zu machen und dabei vielleicht festzustellen, dass sie zwar nicht für das Unternehmen, aber für einen persönlich oder auch andere einzelne Menschen sehr bedeutsam gewesen sind.
Habe ich 2006 das Leben des Menschen gelebt, der ich sein möchte?
Auf den ersten Blick die altbekannte und häufig auch etwas hilflos beiseite geschobene Frage: Lebe ich, um zu arbeiten, oder arbeite ich um zu Leben? Aber es steckt noch mehr dahinter, nämlich die Frage nach der persönlichen «Lebensintegrität». Ganz unmerklich verändern wir uns im Arbeitsalltag.
Werte wie Menschlichkeit und wertschätzende Kommunikation, Familie und Freunde, soziale Verantwortungsbereitschaft oder gehen schnell in den täglichen Sachzwängen, Konkurrenzkämpfen, Rechungsbergen, übervollen Terminkalendern, persönlichen blinden Flecken und Ersatzbefriedigungen unter oder sinken unter den ihnen eigentlich zugedachten Stellenwert.
Zeit, mir wieder einmal darüber klar zu werden, wer ich eigentlich wirklich bin und wie ich gerne leben und handeln möchte – denn wozu nehme ich sonst all den täglichen Stress auf mich? Wie muss ich meine Jahresziele 2007 formulieren, damit ich bei allem Leadererfolg nicht als Mensch auf der Strecke bleibe?
You teach the most you need.
Gut ausgebildete Trainer, Coaches, Lehrer, Psychologen etc. wissen um das Phänomen, dass sie in ihrer Begleitungsarbeit ganz besonders sensibel für jene Dinge sind, die viel mit ihnen selber zu tun haben. Das gilt grundsätzlich für alle Menschen, doch durch die berufliche Rollenverteilung bekommt diese Tatsache ein ganz spezielles Gewicht und kann deshalb auch für Führungskräfte einen Gedanken Wert sein.
Könnte es sein, dass Schwerpunkte Ihrer täglichen Führungsthemen sowie auch sehr konstruktiv gedachte Kritik an KollegInnen und Mitarbeitenden viel mehr mit Ihnen selbst zu tun haben, als Sie bisher ahnten?
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Motivation
Als Führungskraft sind Sie täglich mit dem Thema «Motivation der Mitarbeitenden» konfrontiert. Offensichtlich geht die anfänglich wohl – von Ausnahmen abgesehen – bei allen Neuangestellten vorhandene Motivation Stück für Stück im Alltag verloren. Es ist also weniger die Frage, wie die Führung motivieren kann, sondern wie Motivation erhalten bzw. wieder hergestellt werden kann.
Die Fachliteratur dazu füllt ganze Bibliotheken und hier soll kein neues Buch geschrieben werden. Doch Sie als Leader können sich fragen, welche Faktoren Ihrer ganz persönlichen täglichen Art, Ihre Mitarbeitenden zu führen, motivationsfördernd oder -bremsend wirken. So vieles liegt in der menschlichen Begegnung: Kleinigkeiten können aufbauen oder demotivieren.
Zuhören und kurze, aber echte Aufmerksamkeit unterstützt, ständige Kurzangebundenheit dagegen signalisiert, anderes sei grundsätzlich wichtiger – auf Dauer wirkt das enttäuschend, zermürbend und energieraubend.
Der Ton macht, wie überall, die Musik und kann Wertschätzung vermitteln, aber auch das Gegenteil. Je heftiger der Stress, desto grösser die Gefahr, dass nicht nur Konflikte, sondern ganz einfach das Hierarchiegefälle oder Machtrangeleien die Melodie bestimmen. Dagegen ist wohl niemand gefeit und bei der täglichen Leaderarbeit wirkt sich das ganz besonders aus. Doch die Lösung ist einfach: darauf kann jeder jeden Tag auf’s Neue jedem Mitmenschen gegenüber achten.
Blinde Flecken
Egal, ob man eine Führungsausbildung absolviert hat oder die Leaderposition intuitiv ausfüllt, jeder Leader «funktioniert» letztendlich so, wie er als Mensch ist. Seine Stärken, Schwächen, Vorlieben, Befürchtungen, menschlichen Prägungen und Charaktereigenschaften bestimmen seine Leaderpersönlichkeit. Das gilt auch umgekehrt: wie ich mich als Leader verhalte, so bin ich auch als Mensch – nicht in jedem Falle eine angenehme Betrachtungsweise (die umso mehr Ratlosigkeit auslöst, je mehr ich im Konflikt mit den Zwängen der heutigen Leaderaufgaben stehe), aber eine sehr verantwortungsfördernde.
So wird klar, warum Positives häufig als Selbstverständlichkeit betrachtet und Unangenehmes oder Rollenunkonformes gerne verdrängt wird. Sie können sich mit diesem Thema selber auseinandersetzen oder Feedback von Vertrauenspersonen oder auch von Kritikern einholen – zugegeben, das kostet viel Mut, aber es lohnt sich häufig ganz besonders, denn genau dort liegen meist eigene grosse blinde Flecken.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zu den Denkfragen?
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