Je turbulenter die Zeiten, desto lauter der Ruf nach Führung. Das von der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) gewählte Thema «Leadership Dynamics – Führung neu leben» hätte sich, gemäss Markus Sulzberger, Präsident der SGO, auch ohne Börsenbaisse und Wirtschaftssorgen höchster Aktualität erfreut. Denn Unsicherheiten seien aufgrund des permanenten Wandels der Wirtschaftswelt längst zum treuen Begleiter von Führungspersonen geworden, wie die SGO am Freitag mitteilte.
«Irritieren Sie das System»
Im Zürcher Hotel Park Hyatt referierten anlässlich der SGO Herbsttagung Experten aus Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Sport. Prof. Dr. Hans A. Wüthrich von der Münchner Universität der Bundeswehr forderte die Teilnehmer auf, eigene Muster zu durchleuchten und allenfalls zu brechen und im Bereich Führung zu experimentieren, wie es Naturwissenschaftler tun. «Irritieren Sie das System und beobachten Sie, was geschieht», sagte er. Wüthrich rief zudem dazu auf, sich vom alten Rollenverständnis mit dem Chef zu lösen, der alles im Griff hat: «Interessante Menschen sind Persönlichkeiten, welche die Souveränität besitzen, nicht Recht haben zu müssen.»
«Oft nicht die einfachsten Menschen»
Ingrid Deltenre, die Direktorin des Schweizer Fernsehens, sprach über Herausforderungen in einem Umfeld, das von rasanten technologischen Entwicklungen geprägt ist und über Führung in einer Institution, die sich als Element des gerne beschworenen «Service Public» stets mit den Vorstellungen unterschiedlichster Interessengruppen konfrontiert sieht. Im Referat machte sie deutlich, wie stark sie auf ihre Mitarbeitenden setzt. Sie wolle stets die besten Köpfe um sich versammeln. «Zugegeben, das sind oft nicht die einfachsten Menschen».
Kontroverse Meinungen gefragt
Auch Dr. Ulrich F. Zwygart empfahl eindringlich, sich mit Menschen zu umgeben, die kontroverse Meinungen vertreten. Der Global Head Learning & Development der Deutschen Bank in London appellierte zudem für das Einfache und Wesentliche. Dazu gehöre, 20 Prozent der Zeit für die Mitarbeitenden einzusetzen, sie einzubinden und zu fördern sowie sich selbst als Diener zu betrachten. «Sich daran zu halten, ist schon schwierig genug», fügte er hinzu.
Von Eklats bei Bayern München
Auf Zwygart, Präsident eines Frauenfussballvereins, folgte Ottmar Hitzfeld. Sein Referat zeigte, wie viel Leidenschaft, Ehrgeiz und Menschenkenntnis der Coach der Schweizer Fussballnationalmannschaft in die Waagschale warf, um es als Klubtrainer an die Weltspitze zu schaffen. Er erzählte von Eklats bei Bayern München: von der für das Team inakzeptablen Brandrede eines Klubverantwortlichen oder einer Ohrfeige unter Spielern im Training. Situationen, die sofortige Interventionen erforderten, um die gemeinsamen Ziele zu schützen. Tagesschau-Moderator Franz Fischlin leitete das Podium mit den vier Referenten, das die SGO Herbsttagung abschloss. (sgo/mc/ps)
SGO
Die Schweizerische Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) blickt auf eine 41 jährige Tradition im Bereich des Manage¬ments und der Organisation zurück. Die im Jahr 2000 gegründete SGO-Stiftung fördert junge Talente und unterstützt die For¬schung und Entwicklung im Bereich Organisation, Betriebswirt¬schaft und Führung an Universitäten und Hochschulen in Europa.
Als der führende Schweizer Anbieter von Organisations- und Management-Wissen, bearbeitet die SGO organisatorische Themen und pflegt den Kontakt sowie den Erfahrungsaustausch unter Fachleuten in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Des Weiteren bietet die Organisation umfangreiche Schulungen und Weiterbildungen an, insbesondere mittels Tagungen, Seminaren, Arbeitsgesprächen und Kursen. Die SGO fördert zudem den wissenschaftlichen Diskurs, indem sie eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen, Fachverbänden und ähnlichen Vereinigungen des In- und Auslandes anstrebt.