Das Thema Alter hat verschiedene Facetten, so eine politische, eine volkswirtschaftliche oder eine betriebswirtschaftliche. Die demografische Struktur der erwerbstätigen Bevölkerung in den Industrieländern verändert sich derzeit rapide. Während die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt stagniert, sinkt die Zahl der jungen Arbeitnehmer stetig. Demgegenüber steigt die Zahl der älteren und erfahrenen Mitarbeitenden über 50 Jahre kontinuierlich an. Welche Implikationen hat dieses Tatsache auf Unternehmensebene?
Unternehmen können bereits heute rund 40% ihrer guten Geschäftsideen nicht umsetzen, weil es ihnen an qualifiziertem Personal mangelt
Die Schweizerische Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) hat für ihre diesjährige Herbsttagung ein brisantes Thema gewählt: Der demographische Wandel, Herausforderungen, Chancen und praktische Lösungsansätze. Einer der Schwerpunkte bildete das Referat von Frau Professorin Heike Bruch, Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement und Ordinaria an der Universität St. Gallen. Sie hob darin hervor, «dass die Unternehmen bereits heute rund 40% ihrer guten Geschäftsideen nicht umsetzen können, weil es ihnen an qualifiziertem Personal mangelt. Zudem würden die Unternehmen die Gefahr von immensen Produktivitätseinbussen laufen, wenn die Potenziale älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht besser genutzt werden.»
Über 50jährige Auszubildende
Aus diesem Grund richtete Bruch ihr Augenmerk auf innovative Ideen, wie diejenige der deutschen IngDiBa Bank, die über 50jährige Auszubildende rekrutiert. Als weiteres Beispiel nennt die Professorin die Versicherungsgesellschaft Helvetia Patria. Diese bietet allen Mitarbeitenden über 45 Jahren Seminare zur Standortbestimmung an, welche die Reflektion über die eigene Situation und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen zum Ziel hat. Weiteres Best Practice Beispiel ist das deutsche Unternehmen Phoenix Contact GmbH, welches spezielle Ausbildungsprogramme für ältere Mitarbeitende ins Leben gerufen hat.
Entwicklung neuer Arbeitsformen
Die Entwicklung neuer Arbeitsformen, der verstärkte Einbezug von Frauen in den Arbeitsprozess, die horizontale Karriereentwicklung oder das kontinuierliche Lernen für alle Mitarbeitende unabhängig vom Alter, dies waren Themen, welche an der Herbststagung ebenfalls behandelt wurden. Der Antrieb hinter all diesen neuen Arbeitsformen ist eine veränderte Unternehmenskultur, welche in den täglichen Interaktionen und Arbeitsbeziehungen verankert werden muss. Darin waren sich auch die übrigen Referenten, Michael Imholz, Boston Consulting Group, Prof. Dr. Robert Zaugg, Universität Fribourg, Urs Bürli, UBS AG, Dr. Michael Kres, Schweizerische Gesellschaft für Arbeitsmarktkompetenz sowie Dr. Ulrich Grete, Ausgleichsfonds der AHV, einig.
(SGO/mc/hfu)
SGO
Die Schweizerische Gesellschaft für Organisation und Management (SGO) feierte in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen und blickt somit auf eine lange Tradition im Bereich des Managements und der Organisation zurück. Die im Jahr 2000 gegründete SGO-Stiftung fördert junge Talente und unterstützt die Forschung und Entwicklung im Bereich Organisation, Betriebswirtschaft und Führung an Universitäten und Hochschulen in Europa.
Als der führende Schweizer Anbieter von Organisations- und Management-Wissen, bearbeitet die SGO organisatorische Themen und pflegt den Kontakt sowie den Erfahrungsaustausch unter Fachleuten in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Des Weiteren bietet die Organisation umfangreiche Schulungen und Weiterbildungen an, insbesondere mittels Tagungen, Seminaren, Arbeitsgesprächen und Kursen. Die SGO fördert zudem den wissenschaftlichen Diskurs, indem sie eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen, Fachverbänden und ähnlichen Vereinigungen des In- und Auslandes anstrebt.