Seit Mitte September hat sich die Aktie von Siebel Systems verdreifacht. Obwohl das Unternehmen im vierten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen musste, ist Firmenchef Tom Siebel für 2002 optimistisch.
Von Thomas Sadecky
Firmengründer Tom Siebel (Foto: pd)
Der frühere Oracle-Starverkäufer und Firmengründer von Siebel, Tom Siebel, weiss, was er will. Es sind konkret vier Ziele, die er mit seinen Mitarbeiter anvisiert und an denen er sich messen lässt. Erstens soll das Unternehmen genügend Barmittel generieren, um die schnelleExpansion finanzieren zu können. Zweitens, und hier unterscheidet sich Siebel von den meisten Wettbewerbern, definiert er Kundenzufriedenheit als ein Unternehmensziel. Deshalb wird halbjährlich von einem unabhängigen Institut die Zufriedenheit von 500 Kunden evaluiert, anhand der Auswertung werden jeweils die Prämien an die Mitarbeiter ausbezahlt. Ein drittes Ziel ist der Marktanteil, der die Quantität der erbrachten Leistungen im Verhältnis zur Konkurrenz misst, und als viertes Ziel wird die so genannte «product leadership» angestrebt. Damit soll die Führerschaft im Produktbereich dauernd angestrebt werden.
Mache den Kunden zufrieden!Die zentrale Botschaft von Tom Siebel an seine Mitarbeiter heisst: Mache den Kunden zufrieden und Du wirst wachsen! Deshalb erreichen die Wiederholungsaufträge bei Siebel mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes. Siebels Software (Customer Ralationship Management) ermöglicht den Kunden, dynamische Informationssysteme zu kreieren und den Zugang zu den gewonnenen Informationen je nach Zielgruppe zu gestalten.
Aktie steigt nachbörslichDie Resultate des vierten Quartals waren angesichts der Marktschwäche beeindruckend. Auf Jahresbasis erreicht das Unternehmen einen Umsatz von 2,048 Mrd. Dollar, der Gewinn pro Aktie von 13 Cents übertraf die Analystenschätzungen, die bei 9 Cents lagen, locker. Nachdem Tom Siebel die Aussichten für das erste Quartal 2002 bekannt gegeben und dabei die ursprüngliche Gewinnschätzung von 12 Cents auf 15 Cents pro Aktie angehoben hat, reagierte die Aktie nochmals und legte nachbörslich um drei weitere Prozent auf 35,73 Dollar zu. Schon im regulären Handel hatte der Titel über sechs Prozent gewonnen.
Aussichten für Branche verbessern sich wiederDas angeschlagene Tempo bei Siebel ist hoch, das Unternehmen gilt als das schnellstwachsende Softwareunternehmen. Der Aktienkurs hat sich seit Mitte September gewaltig erholt und innerhalb von fünf Monaten verdreifacht. Ein kurzfristiger Kursrückgang in die Gegend von 30 Dollar wäre deshalb keine Überraschung. Die langfristigen Aussichten sind nach den gestrigen Resultaten und Kommentaren intakt, ein Kursziel von 45 Dollar erscheint realistisch. Nicht zuletzt, weil die Branche wieder Aufwind verspürt. So hat Peoplesoft im letzten Quartal mit General Motors und Bank of America zwei renommierte Kunden gewonnen. Und auch die positiven Kommentare von SAP sind ein Zeichen dafür, dass der Branche wieder besseren Zeiten bevorstehen. Die Quartalszahlen von Peoplesoft (Gewinnerwartung 16 Cents pro Aktie), die am Donnerstag nachbörslich bekannt gegeben werden, müssten der Branche Schub verleihen.