Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme wolle den zehnköpfigen Vorstand und die Konzernzentrale mit ihren mehreren hundert Beschäftigten deutlich verkleinern, berichtete die «Süddeutsche Zeitung» (Montagausgabe) unter Berufung auf sein Umfeld. Eine der Erkenntnisse aus den Skandalen laute, dass man diesen «Wasserkopf» nicht mehr brauche, heisse es. Es könne nicht sein, dass «Heerscharen von Vorständen herumlaufen, und keiner für irgendetwas verantwortlich ist».
Ineffiziente Struktur in der Konzernspitze
Die Siemens-Spitze besteht bislang aus zehn Konzernvorständen und zahlreichen Abteilungen, die Siemens von München aus führt. Für das oberste Führungsgremium wies die AG im Geschäftsjahr 2006 Vergütungen in Höhe von insgesamt 30,4 Millionen Euro aus. Die zehn Sparten wie Verkehrstechnik, Energieerzeugung oder der Lichtkonzern Osram haben aber in der Regel noch einmal eigene Vorstände. Cromme halte diese seit Jahrzehnten bei Siemens gepflegte Struktur für ineffizient. Den zahlreichen Zentral- und Spartenvorständen war es nicht gelungen, die in grossem Stil erfolgte Korruption und andere Machenschaften zu verhindern.
Zentralvorstände müssen um ihren Job fürchten
Nun müssten offenbar die meisten Zentralvorstände um ihren Job fürchten. Das Ausscheiden der beiden Vorstandsmitglieder Johannes Feldmayer und Jürgen Radomski stünden bereits fest. Ihre Verträge würden nicht verlängert. Der bisherige Europachef Feldmayer sei durch die Affäre um die verdeckte Finanzierung der Arbeitnehmer-Organisation AUB belastet. Personalvorstand Radomski müsse für Verfehlungen in seinem Verantwortungsbereich geradestehen.
Sparten sollen eigenständiger agieren
Nachfolge Kleinfelds soll von aussen kommen
Für die Nachfolge des scheidenden Konzernchefs Kleinfeld gebe es mehrere Kandidaten. Der Kandidat solle am besten von aussen kommen, heisse es aus Aufsichtsratskreisen. Das wäre ebenfalls ein Bruch mit der Tradition bei Siemens. (awp/mc/ab)