Siemens-Chef Löscher sieht sich nach einem Jahr durch gute Geschäfte bestätigt

«Siemens hatte noch nie so volle Auftragsbücher», sagte er der «Bild»-Zeitung (Montag). Das zeige auch, dass das Vertrauen der Kunden nicht unter der Korruptionsaffäre gelitten habe. «Sonst würden wir doch nicht so viele Aufträge reinholen.»


Schmiergeldskandal als schwärzester Moment
Löscher steht seit dem 1. Juli vergangenen Jahres an der Siemens-Spitze und muss sich seitdem neben dem operativen Geschäft auch mit der Aufarbeitung des Schmiergeldskandals auseinandersetzen. Der Moment, in dem ihm das mögliche Ausmass des Skandals bewusst wurde, sei der schwärzeste Moment in seiner Amtszeit gewesen. «Besonders geärgert hat mich der Generalverdacht gegen die vielen Hunderttausend fleissig und ordentlich arbeitenden Siemensianer rund um den Globus. Alle mussten sich gleichermassen schief ansehen lassen.»


Abbau von 17’000 Stellen indirekt bestätigt
Für noch mehr Verunsicherung bei den Beschäftigten sorgt inzwischen der geplante Stellenabbau im Konzern, dem weltweit rund 17.000 Stellen zum Opfer fallen dürften. Offiziell hatte sich Siemens nicht zu der Grössenordnung geäussert. Löscher hat die Zahl in dem Interview allerdings indirekt bestätigt, indem er gesagt hatte, dass Angaben aus Unterlagen für ein Gremium offenbar gleich danach die Öffentlichkeit erreicht hätten.


Einsparungen von 1,2 Mrd. Euro in der Verwaltung
Durch die Kürzungen will Löscher 1,2 Milliarden Euro in der Verwaltung einsparen. In Deutschland fallen rund 6.450 Arbeitsplätze weg. Nach Medieninformationen ist auch das Medizintechnik-Geschäft stark von den Kürzungen betroffen. Im Sektor Healthcare sollen insgesamt rund 2700 der weltweit knapp 50.000 Arbeitsplätze wegfallen, berichteten die «Nürnberger Nachrichten».


Neuer Chef für Industriesparte gesucht
In der Industriesparte muss Löscher erst einmal einen wichtigen Posten neu besetzen. Der Chef von Industry Solutions, Joergen-Ole Haslestad, verlässt das Unternehmen und geht in seine Heimat Norwegen zurück, um dort die Führung des Chemieunternehmens Yara zu übernehmen, teilte Siemens mit. Wer seinen Posten übernimmt, ist noch unklar. «Wir werden zeitnah seine Nachfolge regeln», sagte Vorstand Heinrich Hiesinger. Haslestad ist seit 1976 bei Siemens und steht seit 2001 dem früheren Bereich Industrial Solutions & Services (I&S) vor. (awp/mc/pg/23)

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