«Herr Thomas hat nie in einem empfindlichen Bereich gearbeitet», sagte ein Konzernsprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, «weder in der Automatisierungs-Sparte, noch im Grossanlagenbau oder im Kommunikationsbereich.»
Schwarze Kassen für die Akquise von Aufträgen
Im Grossanlagenbau und im ehemaligen Kommunikationsbereich COM waren über Jahre hinweg schwarze Kassen für die Akquise von Aufträgen angelegt worden. Siemens selbst spricht von dubiosen Zahlungen über 1,3 Milliarden Euro. Über die Automatisierungs-Sparte A&D dagegen waren nach bisherigen Erkenntnissen zweistellige Millionenbeträge an die Arbeitnehmerorganisation AUB geflossen. Der Gründer der AUB, Wilhelm Schelsky, soll das Geld zum Aufbau seiner Gegenorganisation zur IG Metall erhalten haben. Mehrere (Ex-)Vorstände von Siemens sind ins Zwielicht geraten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten. Der Fall AUB wurde auch dem ursprünglich als Industrie-Finanzchef vorgesehenen Apitzsch zum Verhängnis. Nach nur einer Woche hatte Siemens seine Berufung rückgängig gemacht. Grund waren neue Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft über Apitzschs Rolle bei den Zahlungen. Die Ermittler führen Apitzsch schon seit längerem als Beschuldigten; dennoch hatte Siemens ihn ernannt und sich dabei auf die intensive Überprüfung durch Anwälte und Berater verlassen.
«Umfänglich und ohne jede Beanstandung überprüft«
Ralf Thomas ist nach Angaben von Siemens «umfänglich und ohne jede Beanstandung überprüft» worden. Der 46-Jährige arbeitet sei 1986 bei Siemens und hat sich über Zwischenstationen in der Landesgesellschaft Südafrika und im Medizintechnik-Bereich 2004 zum Leiter Bilanzierung und Steuern hochgearbeitet. Er gilt als einer der engsten Vertrauten des Konzernfinanzchefs Joe Kaeser und berichtet auch in seiner neuen Funktion direkt an ihn. «Mit Herrn Thomas haben wir einen der fähigsten und angesehensten Manager im Finanzbereich des Unternehmens als Sektor-CFO Industry ernannt, der mein volles Vertrauen hat», sagte Kaeser.
Neue Konzernstruktur
Den neuen Posten wird Thomas am 1. Januar antreten, wenn die neue Konzernstruktur greift. Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat seien abgeschlossen, so dass der Umbau planmässig vonstatten gehen könne, hiess es von Siemens. Gleichzeitig mit dem Sektor-Finanzchef wurden auch die 15 Finanzchefs der nächsten Ebene, der sogenannten Divisionen, ernannt. (awp/mc/gh)