Siemens gibt noch keine Entwarung für Industriesparte
Angesichts der nur langsamen Erholung der Weltwirtschaft hatte der Konzern im Januar angekündigt, 2.000 Stellen in der Industriesparte zu streichen. Auch in anderen Bereichen schloss Siemens Anpassungen nicht aus. Klar sei, dass einige Bereiche wie Building Technologies und Industrial Solutions die Talsohle noch nicht erreicht hätten, sagte Kaeser weiter. Die Gebäudetechnik leide darunter, dass in absehbarer Zeit keine Industriebauten errichtet würden. Bei Osram und Industry Automation gebe es zwar erste Zeichen des Aufschwungs. «Aber auch dort ist es noch zu früh für eine vollständige Entwarnung.»
Robuster Auftragsbestand im Energiesektor
Im Energiesektor könne Siemens dank eines robusten Auftragsbestands im laufenden Jahr mit einem Rückgang leben. «Aber im Jahr 2011 muss es bei den Aufträgen wieder aufwärts gehen.» Siemens war mit einem überraschend hohen Gewinnsprung ins neue Geschäftsjahr 2009/10 (30. September) gestartet und hatte eine Anhebung seines operativen Ergebnisziels für dieses Jahr angedeutet. Trotzdem hatte Konzernchef Peter Löscher die Beschäftigten bereits bei der Hauptversammlung Ende Januar angesichts massiver Auftrags- und Umsatzeinbussen auf weitere personelle Einschnitte vorbereitet.
Weitere Umstrukturierungen denkbar
Ob auf den Konzern in diesem Jahr weitere Umstrukturierungen zukommen, hänge von der Auftragslage ab, sagte Kaeser. Der Grossteil der Umstrukturierungskosten werde in diesem Jahr aber nicht aus dem Industriesektor kommen. «Wir haben auch ausserhalb der drei Sektoren einige Geschäfte, bei denen Neuordnungen anstehen, wie etwa bei der IT-Dienstleistungssparte SIS.» Ein möglicher Börsengang von SIS sei 2012 wahrscheinlicher als schon im nächsten Jahr. Darüber hinaus habe Nokia beim Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks weiteren Anpassungsbedarf angemeldet. Langfristig müsse sich Siemens aber überlegen, ob der Konzern noch in den Telekommunikationsgeschäften beteiligt sein müsse. «Die Belastungen dürften in den nächsten Quartalen kommen, einige bereits im laufenden Quartal», sagte Kaeser.
Wettbewerb nimmt zu
Weltweit rechnet der Siemens-Finanzchef mit wachsendem Wettbewerb durch die Finanzkrise. «Die etablierten Industriestaaten und Unternehmen werden noch weiter zu kämpfen haben, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten», sagte Kaeser. Er sei sich deshalb nicht sicher, ob die Einflussnahme von Regierungen «ein nachhaltig guter Schritt war, oder man gar die Chance zu einer globalen Stärkung durch natürliche Konsolidierung vertan hat.» (awp/mc/ps/11)