Siemens gibt Sorgenkind SIS ab – Weiterer Jobabbau

Die Integration kostet auch weitere Arbeitsplätze bei SIS. Nach dem Abbau von weltweit 4.200 der ursprünglich rund 35.000 SIS- Jobs sollen noch einmal etwa 1.750 Stellen wegfallen, davon 650 in Deutschland. Die IG Metall signalisierte dennoch ihre Zustimmung.


Siemens erwartet «deutlich negative Ergebniswirkung»
Der Wert des SIS-Geschäfts wurde auf 850 Millionen Euro beziffert. Siemens erhält im Zuge des Geschäfts rund 12,5 Millionen neue Aktien von Atos Origin mit einem Wert von derzeit 414 Millionen Euro. Hinzu kommen eine fünf Jahre laufende Wandelanleihe über 250 Millionen Euro und eine Zahlung von rund 186 Millionen Euro in bar, hiess es. Für das laufende Geschäftsjahr 2010/11 (30. September) stellt sich Siemens auf eine «deutlich negative Ergebniswirkung» ein.


«Europäischer Champion»
Durch den Schritt entstehe ein führender IT-Dienstleister mit einem Gesamtumsatz von pro forma rund 8,7 Milliarden Euro und 78’500 Mitarbeitern weltweit. «Wir schaffen einen europäischen Champion», erklärte Siemens-Chef Peter Löscher. «Die beiden Unternehmen ergänzen sich hervorragend in ihrer Kundenbasis, ihrer regionalen Aufstellung und den angebotenen Services.» Der Verwaltungsratsvorsitzende und Chef von Atos Origin, Thierry Breton, sprach von einer «sehr soliden und vielversprechenden Industrieallianz».


Dicker Outsourcing-Vertrag für Atos Origin
Teil des Geschäfts ist auch ein dicker Outsourcing-Vertrag von Siemens an Atos Origin für die nächsten sieben Jahre – mit einem Volumen von rund 5,5 Milliarden Euro. Er umfasst unter anderem die Systemintegration für den deutschen Elektrokonzern. Die seit Jahren schwächelnde Sparte Siemens IT Solutions and Services war zu Beginn des neuen Geschäftsjahres aus dem Konzern ausgegliedert und in eine GmbH überführt worden. Schon für diesen Schritt hatte Siemens den Abbau von weltweit rund 4200 Jobs auf den Weg gebracht, davon rund 2000 in Deutschland. Von den neuen Massnahmen seien nun vor allem Stellen in Verwaltungs- und Zentralfunktionen betroffen, erklärte das Unternehmen. Für Integrationskosten und Weiterbildung will der Elektrokonzern bis zu 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen.


Deal bis Juli 2011 unter Dach
Nach einem «marktüblichen» Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2011 sollen die Erlöse des neuen Unternehmens bis 2013 auf 9 bis 10 Milliarden Euro wachsen. Nach einer operativen Marge von sechs Prozent im kommenden Jahr peilt Siemens dann eine Marge von sieben bis acht Prozent an. Bis Anfang Juli 2011 wollen die Unternehmen den Deal abschliessen. Neben den Kartellbehörden müssen auch die Atos- Aktionäre noch zustimmen. Ausserdem stehen Konsultationen mit den französischen Arbeitnehmervertretern an.


IG Metall fordert Einhaltung bestehender Vereinbarungen
Die IG Metall forderte, bestehende Vereinbarungen zum Schutz der SIS-Beschäftigten einzuhalten. Vor allem der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und von Standortschliessungen bis Ende September 2013 müsse Bestand haben. Das Geschäft selbst beurteilte die IG Metall verhalten zuversichtlich. Für die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und bei der Gewerkschaft habe bei der Ausgliederung von SIS stets ein «tragfähiges industrielles Konzept» im Vordergrund gestanden: «Ein derartiges Konzept ist nach ihrer Einschätzung auf Basis der derzeit vorliegenden Informationen gegeben.» (awp/mc/ps/33)

Schreibe einen Kommentar