Siemens: Mehrere Mitarbeiter wegen Untreue-Vorwürfen suspendiert

Wegen der Affäre um schwarze Kassen sitzen sechs Beschuldigte in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt von Ermittlungen gegen insgesamt zwölf Beschuldigte und einem Schaden von mindestens 200 Millionen Euro gesprochen. Nach Informationen der Zeitung «Die Welt» will sich auch der Aufsichtsrat bei seiner nächsten Sitzung mit der Finanz- Affäre befassen.


Externe Anlaufstelle auch für anonyme Hinweise eingerichtet
Der erst kürzlich berufene Ombudsmann habe wie angekündigt vor der Suspendierung geprüft, ob gegen die Mitarbeiter ein «hinreichender Verdacht» bestehe und dies bestätigt, sagte der Siemens-Sprecher. Siemens hatte den Nürnberger Rechtsanwalt Hans-Otto Jordan zum Ombudsmann berufen. Damit wurde eine externe Anlaufstelle auch für anonyme Hinweise eingerichtet. Zudem kündigte der Konzern an, die Verhaltensregeln («Compliance-Regeln») für die Mitarbeiter deutlich zu verschärfen. «Mitarbeiter, die unsere Compliance-Regeln missachten, schaden Siemens in jeder Hinsicht», h atte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld erklärt. «Das können wir nicht hinnehmen.»


Verstrickung der Anti-Korruptionsabteilung in die Finanz-Affäre
Zuletzt hatte es allerdings auch Spekulationen um eine mögliche Verstrickung der Anti-Korruptionsabteilung in die Finanz-Affäre gegeben. Ein Beschuldigter habe bei einem umfassenden Geständnis bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt, zwei Führungskräfte aus der Abteilung seien über die Schwarzgeldkonten im Bilde gewesen und hätten sogar versucht, deren Existenz zu vertuschen, hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet.


 «Das Thema wird auf der Tagesordnung stehen»
In dem Bericht der «Welt» hiess es, der Siemens-Aufsichtsrat werde bei seiner nächsten Sitzung Anfang Dezember über die Affäre beraten. «Das Thema wird auf der Tagesordnung stehen», sagte ein Mitglied des Kontrollgremiums der Zeitung. Neben den Korruptionsvorwürfen werde es auch um die Auswirkungen auf das Tagesgeschäft des weltweit agierenden Unternehmens gehen. Der Unternehmenssprecher wollte sich dazu am Dienstag nicht äussern.


Massiver Imageverlust
Experten fürchteten nun auch, dass andere Firmen durch die Affäre in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, hiess es in dem Bericht. «Die Vorgänge bedeuten nicht nur für Siemens einen massiven Imageverlust, sondern schädigen das Ansehen der gesamten deutschen Exportindustrie», sagte Michael Wiehen, Deutschland-Vorstand der Antikorruptionsorganisation Transparency, der Zeitung. «In der internationalen Öffentlichkeit werden die Vorgänge bei Siemens sehr genau verfolgt.»


Korruptionsindex von Transparency International
Dem Vernehmen nach denke Transparency jetzt über einen «endgültigen Ausschluss» von Siemens bei der Organisation nach. Wiehen habe sich dazu aber nicht äussern wollen. Die Mitgliedschaft von Siemens bei Transparency ruht nach Ermittlungen gegen ehemalige Siemens-Manager seit gut zwei Jahren. Siemens hat – wie andere deutsche Unternehmen auch – besonders grosse Wachstumsraten in Regionen, die im Korruptionsindex von Transparency International eher schlechter abschneiden. (awp/mc/gh)

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