Siemens streicht mehrere tausend Arbeitsplätze
SBS-Chef Adrian von Hammerstein nimmt seinen Hut, nach den Angaben auf eigenen Wunsch. Insgesamt werden beim Industrie- und Technologiekonzern durch Stellenstreichungen und Abspaltungen voraussichtlich mehr als 10.000 Jobs wegfallen.
Arbeitsplatzabbau im grösseren Stil
Einen weiteren Arbeitsplatzabbau im grösseren Stil soll es in der ebenfalls verlustträchtigen Kommunikationssparte Com geben. Zudem gliedert Siemens in der Logistiksparte L&A einen Teil mit 5.000 Beschäftigten in eine eigenständige Gesellschaft aus, um sich wahrscheinlich von diesem Geschäft zu trennen. «Der Bereich L&A wird mit Wirkung zum 1. Oktober 2005 aufgelöst», kündigte Siemens an. Das verbliebene Geschäft wird auf andere Sparten verteilt. Die Aktie stieg entgegen dem DAX-Trend bis gegen 13.30 Uhr um 0,36 Prozent auf 64,13 Euro. Damit gehörte sie zu den Index-Gewinnern.
Auf Kurs bringen
Vorstandschef Klaus Kleinfeld sagte, die Krisensparten sollten schnell auf einen Kurs profitablen Wachstums gebracht werden. «Die notwendigen Massnahmen setzen wir konsequent um.» Nur erfolgreiche Geschäfte könnten Arbeitsplätze sichern und schaffen. Mit dem im April angekündigten Programm «Fit4More» sei Siemens «auf Kurs». Damit verkündete Siemens nur einen Tag nach der Bundestagswahl sein drastisches Sanierungsprogramm. Siemens hatte in den vergangenen Jahren bereits zehntausende von Stellen gestrichen.
Personalanpassungen in unbekannter Grössenordnung
Im ebenfalls defizitären Kommunikationsbereich Com könnte der Stellenabbau nach Einschätzung in Branchenkreisen noch grösser ausfallen als bei SBS. Einschnitte seien hier unter anderem wegen der schwachen Inlandskonjunktur und der Kaufzurückhaltung bei mittelständischen Kunden notwendig, hiess es bei Siemens nach einer Sitzung des Zentralvorstands. «Damit sind Personalanpassungen verbunden, zu denen das Unternehmen Gespräche mit Arbeitnehmervertretern und IG Metall führt.» Eine Grössenordnung wurde zunächst nicht genannt.
Ankündigung von 3.000 zusätzlichen Entlassungen bei Com
Ein IG-Metall-Vertreter hatte der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX Anfang September gesagt, die Gewerkschaft rechne der Bundestagswahl mit der Ankündigung von 3.000 zusätzlichen Entlassungen bei Com: «Com fehlen Produkte rund um den Bereich Internettelefonie, daher hat Com ein Umsatzproblem. In der Folge bekommt auch d as Servicegeschäft zu wenige Aufträge.» Siemens bekräftigte nun lediglich, dass Vertrieb und Service im Firmenkundengeschäft bei Com umstrukturiert werden sollen. Dies hatte eine Konzernsprecherin der dpa-AFX bereits Anfang September gesagt. «Dies betrifft etwa 4.630 Vertriebs- und Service-Mitarbeiter», hatte sie damals ergänzt.
L&A wird ausgegliedert
Bei L&A gliedert Siemens wie bereits angekündigt das Produkt- und Systemgeschäft für Materialfluss-Lösungen in die neue Dematic GmbH aus. «In dieser Aufstellung soll das neue Unternehmen flexibler am Markt agieren und partnerschaftliche Lösungen anstreben.» Da das Geschäft künftig in der Bilanz nur noch unter «sonstige operative Aktivitäten» auftaucht, dürfte eine Trennung aber wahrscheinlich sein.
Zielrenditen für 2007 bleiben
Ungeachtet der nun angekündigtenUmstrukturierungen in seinen drei defizitären Bereichen hält Siemens an seinen Zielvorgaben fest. Das operative Ergebnis der fortgeführten Geschäfte solle iml aufenden Geschäftsjahr 2004/05 (Ende September) in etwa auf Vorjahresniveau liegen, bekräftigte Konzernchef Klaus Kleinfeld am Montag bei einer Telefonkonferenz in München. Ende Juli hatte er etwa 3,1 Milliarden Euro als Ziel genannt.Außerdem sollen alle Bereiche bis Mitte 2007 ihre Zielrenditen erreichen. «Ich sehe keinen Anlass, an den Zielrenditen zu zweifeln», sagte Kleinfeld. «Wir sind auf gutem Wege dahin.»
(awp/mc/gh)