Siemens verblüfft mit Gewinnsprung
Dennoch wird Konzernchef Peter Löscher für das kommende Geschäftsjahr etwas vorsichtiger in punkto Wachstum: Zwar soll auch dann der Umsatz doppelt so stark zulegen wie die Weltwirtschaft. Löscher sagte aber am Mittwoch in München: «Für das Geschäftsjahr 2009 rechnen wir mit einer schwächeren weltwirtschaftlichen Situation.» Die Prognose für das laufende Jahr bekräftigte er indes uneingeschränkt und beteuerte: «Die Wachstumsstory von Siemens bleibt intakt.» Dieses und das gute Abschneiden von April bis Juni überzeugten die Anleger. Der Kurs stieg vorbörslich knapp 5 Prozent.
Erträge deutlich über Erwartungen
Im gerade abgeschlossenen Quartal verdienten die Münchener in ihren drei Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik 2,084 nach 1,571 Milliarden Euro. Die zwölf von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Experten hatten mit lediglich 1,716 Milliarden Euro gerechnet. Der Umsatz stieg ebenfalls stärker als vermutet von 17,517 auf 19,182 Milliarden Euro. Unterm Strich reduzierte sich der Gewinn aber auf 1,419 Milliarden Euro; im Vorjahreszeitraum hatte ein Mittelzufluss aus der Gründung des Netzwerk-Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks den Überschuss auf 2,065 Milliarden getrieben.
Volle Auftragsbücher
Siemens» Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt. Von April bis Juni gingen Bestellungen über 23,677 Milliarden Euro ein nach 19,494 Milliarden Euro vor einem Jahr. So hatte alleine ein Auftrag der belgischen Staatsbahn für 300 Nahverkehrszüge einen Wert von 1,4 Milliarden Euro. Die Erneuerbaren Energien – vor allem Windkraftanlagen – verdreifachten ihre Bestelleingänge glatt auf 2,1 Milliarden Euro.
Ausblick erhöht
Nicht zuletzt angesichts dessen plant Siemens mit einem Gesamtergebnis der Sektoren von 8,0 bis 8,5 Milliarden Euro. 2006/2007 hatte der Wert bei rund 6,7 Milliarden Euro gelegen; in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte Siemens hier 5 Milliarden Euro. Das Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten soll im kommenden Jahr schneller wachsen als das Ergebnis der Sektoren. Sondereffekte aus dem Sparprogramm sowie der Schmiergeld-Affäre klammert Siemens weiterhin aus. Siemens will im laufenden Geschäftsjahr, das im September endet, beim Gewinn im operativen und fortgeführten Geschäft weiter das Niveau des Vorjahres erreichen. Damals hatte Siemens beim Ergebnis der Bereiche – der bis dato genutzten operativen Kennziffer – 6,521 Milliarden Euro erzielt; das fortgeführte Ergebnis lag bei 3,909 Milliarden Euro.
Zwei von drei Sektoren verfehlen Renditevorgaben
Noch erfüllen allerdings nicht alle Teile des Konzerns die Renditevorgaben von Peter Löscher, die er für 2010 anpeilt. Unter den Sektoren war es lediglich die Industrie mit 12,1 Prozent (Band: 9 bis 13 Prozent). Treiber war wieder einmal die Automationstechnik (ehemals A&D). Die Verkehrssparte rutsche entgegen vielen Erwartungen nicht in die roten Zahlen ab. Der Sektor Energie verfehlte die Vorgabe knapp mit 10,6 Prozent (Band: 11 bis 15 Prozent). Der zuletzt stark defizitäre Kraftwerksbau war wieder der Gewinnbringer des Sektors; gut entwickelten sich weiter die Energieübertragung und – verteilung. Abgeschlagen zeigte sich die Medizintechnik mit 12,2 Prozent (Band: 14 bis 17 Prozent). Der Sektor leidet unter Einsparungen im US-Gesundheitswesen und muss den Zukauf des US-Diagnostikaherstellers Dade Behring verdauen. Die übergreifend arbeitende IT-Sparte SIS schaffte ihr Ziel mit 5,1 Prozent (Band: 5 bis 7 Prozent). (awp/mc/ps/15)