Siemens will 16.750 Stellen abbauen

In Deutschland hatte Siemens zuletzt rund 130.000 Beschäftigte. «Betriebsbedingte Kündigungen können nur das allerletzte Mittel sein», betonte Personalvorstand Siegfried Russwurm. Stattdessen sollten unter anderem Transfergesellschaften und Altersteilzeit-Regelungen genutzt werden. 12.600 der Stellen werden im Rahmen des angekündigten Sparprogramms in Vertrieb und Verwaltung abgebaut, die restlichen 4.150 in Produktion und Entwicklung. Am härtesten trifft es die problembehaftete Verkehrstechnik, wo neben 700 Verwaltungsstellen auch 1.800 Arbeitsplätze in den Werkshallen und Konstruktionsabteilungen insbesondere in Europa gestrichen werden sollen.


«Konstruktive Atmosphäre» bei Gesprächen
Über die Kosten schwieg sich Siemens aus. Erst müssten die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern abgeschlossen werden, erläuterte ein Sprecher auf Nachfrage. Die Gespräche könnten sich noch mehrere Wochen hinziehen. Personalvorstand Russwurm sprach von einer «konstruktiven Atmosphäre». Betriebsräte hatten im Vorfeld aber bereits mit Streik gedroht, nachdem vor einer Woche die ungefähre Grössenordnung des angekündigten Stellenabbaus durchgesickert war.


Zu teurer Verwaltungsapparat
Mithilfe des Stellenabbaus in Vertrieb und Verwaltung will Siemens bis 2010 ein Zehntel seiner Kosten in dem Bereich einsparen. Das sind jährlich 1,2 Milliarden Euro. Konzernchef Peter Löscher begründete die Massnahmen mit dem mittlerweile zu grossen und im Vergleich zum Wettbewerb zu teuren Verwaltungsapparat. Zudem, so schob Löscher kürzlich hinterher, wolle er Siemens angesichts erster «Wolken am Konjunkturhimmel» jetzt «wetterfest» machen.


Offene Baustellen in der Fertigung
Der Stellenabbau in Produktion und Entwicklung soll parallel verlaufen und seit langem offene Baustellen angehen. So war die Verkehrstechnik in der Vergangenheit immer wieder durch schlechte Ergebnisse aufgefallen. Vor allem andauernde Reparaturarbeiten an der fehlkonstruierten Strassenbahn Combino hatten der Sparte im zweiten Geschäftsquartal einen Verlust von 153 Millionen Euro beschert.


Der Umbau des Bereichs, der im neuen Konzerngefüge Mobility heisst, ist schon seit Monaten beschlossene Sache. Statt risikoreichen Neuentwicklungen sollen standardisierte Plattformen ähnlich wie im Automobilbau eingeführt werden. Auch sollen nicht mehr alle Märkte beackert werden. «Wir stehen zu diesem Geschäft», wies Konzernchef Löscher immer wiederkehrende Verkaufsspekulationen zurück, «aber wir brauchen mehr Berechenbarkeit und Stabilität.»


Auch Zentrale betroffen
Auch in der Medizintechnik fallen 1.250 Stellen in Produktion und Entwicklung weg. Der gesamte Sektor leidet seit einiger Zeit unter Einsparungen im US-Gesundheitswesen. Der Abbau der Arbeitsplätze in Vertrieb und Verwaltung erstreckt sich über alle drei Sektoren Industrie (3.950), Energie (3.950) und Medizintechnik (1.550) hinweg und betrifft ebenso die IT-Sparte SIS (500) sowie die Zentrale (800) und die Ländergesellschaften (1.800). «Wie sich diese Zahlen auf die einzelnen Standorte in den einzelnen Ländern auswirken ist Gegenstand der weiteren Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern», sagte Personalchef Russwurm. (awp/mc/pg/20)

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