Siemens will mit Staatsaufträgen Flaute mildern
In den kommenden drei Geschäftsjahren 2010 bis 2012 kalkuliert der Konzern mit Aufträgen aus den Konjunkturpaketen in Höhe von rund 15 Milliarden Euro. Die grössten Chancen auf nennenswerte Bestellungen sieht der Konzern dabei in den USA, China und mit Abstand in Deutschland. Zum Vergleich: Binnen nur dreier Monate hat Siemens zuletzt knapp 21 Milliarden Euro an regulären Bestellungen erhalten.
Umweltprodukte sollen zulegen
Der Vorstand hatte bereits deutlich gemacht, dass Siemens mit seinem starken Infrastruktur-Geschäft von den weltweiten Konjunkturprogrammen profitieren wird. Genaue Zahlen war er indes schuldig geblieben und hatte dies auch mit den langen Vorlaufzeiten für die staatlichen Hilfspakete begründet. Siemens geht davon aus, dass aus den Konjunkturprogrammen rund um den Globus 150 Milliarden Euro für den Konzern interessant sind, davon will das Unternehmen gemessen am derzeitigen Marktanteil etwa ein Zehntel abhaben.
Anteil «grüner Technologien» steigt
Das Unternehmen ist einer der weltgrössten Hersteller von Zügen, baut Hochspannungs-Leitungen und Kraftwerke. Viele dieser Produkte fallen bei Siemens in das sogenannte Umweltportfolio. Angesichts der Nachfrage im Rahmen der Konjunkturpakete geht der Konzern davon aus, dass der Anteil der «grünen Technologien» am Gesamtumsatz signifikant steigen wird. Im abgelaufenen Jahr hatte Siemens in diesem Feld 19 seiner insgesamt 77 Milliarden Euro Umsatz erzielt, 2011 soll der Umweltumsatz weiterhin auf 25 Milliarden Euro klettern.
Bestellungen bröckeln
Den Beginn der Wirtschaftskrise hatte Siemens fast ohne Schäden gemeistert. Zuletzt hatte sich die Lage aber merklich verschlechtert, wenngleich der Konzern immer noch besser dasteht als viele Konkurrenten. Die Bestellungen bröckelten, bestehende Aufträge wurden verschoben, der Gewinn schmolz auf vergleichbarer Basis. Tausende Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, Leiharbeiter mussten gehen. Eine Wende zum Besseren hatte Konzernchef Löscher vor einigen Tagen noch nicht ausmachen wollen.
Gewinnprognose aufgegeben
Der Vorstand musste angesichts dessen seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr (bis Ende September) aufgeben. Das Unternehmen rechnet nun in seinen drei Kernfeldern Industrie, Energie und Medizintechnik mit einem Ergebnis über dem Niveau des Vorjahres von 6,6 Milliarden Euro. Bislang hatte die Konzernführung 8,0 bis 8,5 Milliarden Euro erreichen wollen. Der Gesamtumsatz soll weiterhin höchstens halb so stark schrumpfen wie die Weltwirtschaft.
Dickes Auftragsbuch
Bis die Konjunkturprogramme greifen, sollen die bestehenden Bestellungen die Arbeit sichern. Nennenswerten Stornierungen verzeichnete Siemens bislang keine, wohl aber Verschiebungen. Nach letztem Stand ist das Auftragspolster 87 Milliarden Euro dick, 23 Milliarden davon sollen bis Ende dieses Geschäftsjahres im September abgearbeitet werden.
Siemens gibt sich vorsichtiger bei Umsatzerwartung
Siemens wird bei der Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr (Ende September) vorsichtiger. «Wir wollen uns besser schlagen als der Markt», sagte Finanzchef Joe Kaeser am Montag in einer Telefonkonferenz. Frühere Aussagen, nach denen der Umsatz mindestens stabil bleiben soll, wollte er nicht wiederholen. Offiziell ausgegebenes Ziel ist es, höchstens halb so stark zu schrumpfen wie die Weltwirtschaft, die nach letzten Daten des Marktforschers Global Insight in diesem Jahr um 2,6 Prozent zurückgehen soll. Zu den weiteren Erwartungen sagte Kaeser: «Der Auftragseingang und der Umsatz werden nicht 10 Prozent jährlich wachsen wie unser Umweltportfolio.» (awp/mc/ps/12)