Siemens wird Telefonanlagen-Bau SEN nur zur Hälfte los

Die restlichen 49 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halte weiter Siemens. Der Konzern hatte bereits vorher eine Minderheitsbeteiligung nicht ausgeschlossen, Branchenkenner hatten allerdings einen kleineren Anteil und eine begrenzte Laufzeit erwartet. Zudem schlagen hohe Kosten zu Buche. Die Aktie lag in einem schwachen Gesamtmarkt rund zwei Prozent im Minus.


Negativer Einfluss auf Zahlen im 4. Quartal
Neben 175 Millionen Euro als Mitgift übernimmt Siemens auch die Schulden von SEN. «Wie im Februar angekündigt, übergeben wird das Geschäft mit einer soliden Finanzausstattung», sagte Finanzchef Joe Kaeser. Dies alles führt dazu, dass Siemens im vierten Quartal einen «erheblichen» negativen Einfluss auf sein Zahlenwerk erwartet. Analysten schätzen eine Belastung im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich. Dem widersprach Kaeser auf Nachfrage nicht. «Wir haben schon im Zwischenbericht des zweiten Quartals darauf hingewiesen, dass die Transaktion einen erheblichen finanziellen Einfluss haben wird.»


SEN unter US-Führung
Geführt werden soll SEN künftig von den Amerikanern, die Halbtochter darf die Marke Siemens aber weiter nutzen. Auch Schlüssel-Patente und -Lizenzen gehen in das Gemeinschaftsunternehmen über. The Gores Group hat sich als Finanzinvestor auf die Telekommunikationsbranche spezialisiert. Bereits vor einer Woche hatte die «Financial Times Deutschland» darüber berichtet, dass Siemens bevorzugt mit den Amerikanern verhandele, nachdem zwischenzeitlich der ebenfalls amerikanische Finanzinvestor Cerberus als aussichtsreichster Kandidat galt.


6800 Stellen stehen auf dem Spiel
Siemens-Chef Peter Löscher hatte zuletzt von «schwierigen Verhandlungen» gesprochen. Statt die Sparte direkt zu verkaufen, hatte der Konzern mit der Sanierung begonnen. Hintergrund sind die negativen Erfahrungen mit der ehemaligen Handysparte BenQ Mobile, die kurz nach dem Verkauf an die Taiwaner Pleite ging. Insgesamt stehen bei SEN 6.800 der 17.500 Stellen auf dem Spiel, ein guter Teil davon in Deutschland. Für das einzige deutsche Werk in Leipzig gilt aber eine Bestandsgarantie bis 2011.


Seit Jahren in den roten Zahlen
SEN schreibt seit Jahren rote Zahlen, hat doch die Sparte den Wandel in der Branche verschlafen. Waren früher Telefon- und Computernetz getrennt, so sind diese beiden Systeme mittlerweile zusammengewachsen. Software ist wichtiger als Hardware. Bereits der im vergangenen Jahr gegangene Löscher-Vorgänger Klaus Kleinfeld hatte den Konzernteil loswerden wollen.


The Gores Group bringt seine beiden Beteiligungen Enterasys und SER in das Gemeinschaftsunternehmen mit ein mit einem Umsatz von zusammen umgerechnet 240 Millionen Euro. SEN machte zuletzt 3,2 Milliarden Euro Umsatz und 602 Millionen Euro Jahresverlust. (awp/mc/pg/26)


 

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