Skype-Ausfall führt zu Desaster zur Weihnachtszeit

Was zunächst wie eine kleine Panne aussah, stellte sich als grösster Ausfall seit drei Jahren heraus. Für Skype war es in mehrfacher Hinsicht ein Desaster. «Unsere Techniker arbeiten rund um die Uhr, um wieder einen normalen Betrieb zu gewährleisten», teilte Skype am Donnerstagmorgen per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg entschuldigte sich bei seinen Nutzern und bat noch um etwas Geduld. Zwischenzeitlich gelang es einigen Anwendern auch, sich bei Skype einzuklinken und wieder zu telefonieren. Dazu bedurfte es aber oft mehrerer Anläufe.


Problem in sogenannten «Superknoten»
Was war passiert? Skype begründete den Ausfall mit einem Problem in den sogenannten «Superknoten», über die ein Grossteil der Verbindungen läuft. Diese Rechner vermitteln die Gespräche. «Unter normalen Umständen sind die Superknoten in grosser Zahl verfügbar», erklärte das Unternehmen in seinem Blog. «Unglücklicherweise wurden heute viele von ihnen wegen eines Problems in einigen Skype-Versionen vom Netz genommen.» Eigentlich gilt das Netzwerk von Skype als äusserst stabil, weil Millionen von Computern direkt über das Internet verbunden sind und einander Daten zuschieben. Aber ohne die Hilfe der vermittelnden Superknoten ist das System überfordert. Nun sollen «Mega-Superknoten» das Chaos beseitigen und für gute Verbindungen zu Weihnachten sorgen. Skype will die Rechner so schnell wie möglich installieren.


Anhaltende Störungen bis Donnerstagmittag
Aus den versprochenen «Stunden», die die Lösung des Problems eigentlich dauern sollte, wurde aber mindestens ein halber Tag. Vor allem Nutzer in Asien beklagten sich über anhaltende Störungen und auch in Deutschland lief Skype bis mindestens Donnerstagmittag unrund. Am schlimmsten traf es Videokonferenzen, die das Netz mit ihren Datenmengen am meisten belasten. Videotelefonate hatten Skype einst populär gemacht. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen kommunizieren mittlerweile über den Dienst. Vor allem unter Jugendlichen hat sich Skype als günstige Alternative zu herkömmlichem Festnetz-Telefonen herumgesprochen. Bei Skype können Nutzer untereinander kostenlos miteinander in Kontakt treten über Sprache, Video und Textnachrichten. Geld verdient Skype im Wesentlichen mit Anrufen ins normale Telefonnetz.


Massivster Ausfall seit 2007
Für Skype kommt der massivste Ausfall seit 2007 gleich aus mehreren Gründen zur Unzeit: Zum ersten ist Weihnachten und das Unternehmen wirbt seit Tagen mit kostenlosen Gesprächen um die Kundschaft. Zum zweiten drängt der Internetgigant Google verstärkt ins Geschäft mit der Internet-Telefonie. Google hat genug Geld auf der hohen Kante, um den Markt aufzurollen. Zum dritten plant Skype seinen Börsengang und kann schlechte Nachrichten deshalb momentan überhaupt nicht gebrauchen.


Gesprächsqualität und Zuverlässigkeit immer wieder bemängelt
Skype gehört mehrheitlich einer Investorengruppe um den Internetpionier und Netscape-Gründer Marc Andreessen. Einen kleinen Teil hält noch die Handelsplattform Ebay . Wann die Investoren Skype an die Börse bringen wollen, ist noch offen. Skype propagiert die Internet-Telefonie als Ersatz für das normale Telefon. Nutzer bemängeln jedoch immer wieder die schlechte Gesprächsqualität und mangelnde Zuverlässigkeit. Der Ausfall dürfte das Vertrauen in den Dienst nicht gerade gestärkt haben. (awp/mc/ss/19)

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