SMG Forum: Schröder fordert Rückbesinnung der Banken

Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach über das Finanzsystem und Europas Zukunft. Schröder rief am SMG Forum die versammelten Vertreter der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft dazu auf, das Finanzsystem weiter zu stabilisieren. Dieses müsse sich auf seine ureigene Aufgabe besinnen: das Versorgen der realen Wirtschaft mit Finanzmitteln. Schröder sprach sich zudem für eine rasche Erweiterung der G8 auf eine G13 auf, zu der neu die fünf Schwellenländer Brasilien, Indien, China, Mexiko und Südafrika gehören sollen.


Auf dass die Schweiz in Russland besser behandelt werde als in USA
Europa riet der Referent, der die Schweiz ausdrücklich mit einschloss, zu einer strategischen Partnerschaft mit Russland. Zudem fordert er die baldige Aufnahme der Türkei in die EU, um die ökonomische und politische Sicherheit zu stärken. Nur mit solchen Partnerschaften könne der alte Kontinent mit dem aufstrebenden Asien und den wieder erstarkenden USA auf Augenhöhe bleiben. Mit Bezug auf kulturelle Unterschiede und den Fall Sulzer wurde Gerhard Schröder gefragt, wie man sich russischen Grossaktionären gegenüber verhalten soll. «Behandeln Sie russische wie amerikanische Investoren.» Erheiterung löste sein Nachsatz aus: «Sorgen Sie aber dafür, dass sie in Russland besser behandelt werden als in Amerika.»


Dank starker Kultur zum Swisscom-Erfolg
SMG-Präsident und CEO von get Abstract Thomas Bergen konnte bereits am Morgen Swisscom-CEO Carsten Schloter begrüssen, der über das Forums-Thema «Erfolgsfaktor Mensch» sprach. Den Fokus richtete er dabei auf die Unternehmenskultur. Im Spannungsfeld zwischen Kostendruck und Qualitätsanspruch machte er bei Amtsantritt eine grosse Zahl voneinander abweichender Ansätze aus. Das führe zu inkonstanten Signalen an die Mitarbeiter verschiedener Einheiten. Schloter führte ganztägige monatliche Treffen ein, die dem Austausch und der bewussten Gestaltung der Kultur dienen. Zu den existenziell wichtigen Innovationsprozessen, sagte er, es reiche nicht, beispielsweise das berühmte Modell von Toyota zu kopieren. «Bei Toyota wuchs diese Kultur über Jahrzehnte. Sie können diesen Lernprozess nicht überspringen.»


Auch faule oder murrende Mönche
Abt Martin vom Kloster Einsiedeln erläuterte anhand der Geschichte Benedikts von Nursia den Zustand, bei dem ein Mensch «ganz bei sich selbst zuhause ist» und als Folge davon die Abhängigkeit von äusseren Faktoren verringern könne. «Denken Sie beispielsweise an die Bundesräte. Einmal Aushängeschild und dann wieder möchten die Menschen Sie nach Libyen in die Ferien schicken.» Über Unternehmensleitbilder sagte Abt Martin, dass diese oft den Menschen ausblenden würden. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: «In unserer Bruderschaft gibt es auch faule oder murrende Mönche. Bei Ihnen hingegen scheint es menschlich stets zum Besten zu stehen. Ich beneide Sie.»  


Arno Del Curto: Frei von Angst  
Dass der Mensch auch ein Misserfolgsfaktor sein kann, führte Rolf Soiron mit Blick auf die diesbezüglich eher skeptische französische Sprache («facteur humain2) aus. «Misserfolg ist fast allgegenwärtig und jederzeit möglich», sagte der Verwaltungsratspräsident von Lonza, Nobel Biocare und Holcim. Für den Erfolg brauche es einen Chef, der über eine enorme Unabhängigkeit des Urteils verfüge, Erfolg spezifisch definiere und zwar im Interesse des Unternehmens – nicht in erster Linie seiner selbst. «Ein guter CEO macht die Hälfte des Erfolgs aus.» Einen Aspekt der Unabhängigkeit führte Arno Del Curto, 2009 zum besten Eishockey-Coach Europas gekürt, im Gespräch mit der Moderatorin Christine Maier aus: «Das wichtigste im Trainerjob ist, absolut keine Angst vor gar nichts und niemandem zu haben. Nur dann tue ich das, was ich für richtig halte. Da kann ich nicht auf Team, Klubführung, Fans oder Medien hören.»  


Durchschnittlichkeit als Management-Skandal
Philippe Hertig, Office Leader bei Egon Zehnder International, sagte: «Jeder hat Anrecht auf einen fähigen Chef. Der wahre Management-Skandal ist die mediokre Besetzung von obersten Führungspositionen». Neben einer Ansammlung von Glücksfällen braucht es für eine erfolgreiche Karriere genetische Voraussetzungen, eine permanente Lernwilligkeit und zahlreiche richtige Weichenstellungen. «Sobald man auf der Management-Stufe angekommen ist, werden jedoch ausgezeichnete Personalentscheide zum wichtigsten Faktor», sagte der Executive Search-Experte.


Banken vor Wiederkehr ins alte Fahrwasser gewarnt
Am 46. SMG Forum sprachen zudem Patrick Aebischer (Präsident der EPFL in Lausanne), Bruno S. Frey (Wirtschaftsprofessor Universität Zürich) und der Spitzenmediziner Martin Meuli (Universitätskinderspital Zürich). Paul Rechsteiner, SP-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, rief dazu auf, die Grundlagen der Sozialpartnerschaft hoch zu halten, um auch künftig in der Schweiz von Massenarbeitslosigkeit verschont zu bleiben. Die Banken warnte er vor der Gefahr, wieder ins alte Fahrwasser zu geraten. «Was geschehen ist, hatte identifizierbare Ursachen. Die Menschen spüren, welche es sind.» (smg/mc/ps)


Über SMG
Die 1961 aus dem Betriebswissenschaftlichen Institut (BWI) der ETH hervorgegangene Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) ist die Vereinigung der Schweizer Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft. Mit 1300 Mitgliedern ist die SMG eine Kontakt- und Weiterbildungsplattform für Persön-lichkeiten, die dem oberen Management angehören oder als Verwaltungsräte tätig sind. Die Schweizerische Management Gesellschaft bietet den Mitgliedern Veranstaltungen an, die der Wissensvermittlung, dem Erfahrungsaustausch sowie der Beziehungspflege dienen. Ein Kernpunkt ist das jährliche Forum, das relevante und aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufgreift.

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