Im Anschluss an das volatilere erste Semester (SMI -10%) ergab sich im zweiten Halbjahr eine leicht aufwärtsgerichtete Seitwärtsbewegung, welche den Leitindex der hiesigen Bluechips wieder in den Bereich des Schlussstandes 2009 brachte. Übers Jahr gesehen ergab sich also ein «Treten an Ort». Am Donnerstagabend verzeichnete der SMI ein Jahresminus von 1,7% und stand bei 6’436 Punkten.
SLI verzeichnet Plus von 1,4 Prozent
Der SLI, wo die grössten Titel weniger gewichtet sind, bringt es immerhin auf ein Plus von 1,4% und der nicht dividendenbereinigte SPI auf ein solches von 2,9%. Nach verhaltenem Start erreichte der SMI verbunden mit der Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung der Konjunktur Mitte April den Jahreshöchststand bei 6’991 Punkten. Mit dem Einsetzen der Schuldenkrise in Europa ging es dann aber rapide abwärts bis auf den am 5. Juli erreichten Jahrestiefststand von 5’935 Punkten.
«Freundliche Seitwärtstendenz»
Im zweiten Semester folgte dann die immer wieder von leichten Rücksetzern durchbrochene Erholung, welcher man wohl mit der Beschreibung «freundliche Seitwärtstendenz» am ehesten gerecht wird. Gestützt wurden die Aktien von der anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft, gebremst von den immer wiederkehrenden Hiobsbotschaften zur Schuldenkrise in Europa. Von den Einzeltiteln her stachen unter anderem die beiden Schwergewichte Roche (-21%) und CS (-26%) heraus, welche ein besseres Abschneiden des Gesamtmarktes verhinderten. So hinkte der SMI den um einiges stärkeren Aktien Deutschlands (Dax +17%) oder der USA (DJIA +11%; Nasdaq +17%) deutlich hinterher.
Nobel Biocare ist Bluechip-Schlusslicht
Unter den 30 grössten Aktien entwickelten sich allerdings Nobel Biocare (-49%) noch schwächer, was dem Dentalimplantate-Hersteller den letzten Platz in der Jahresrangliste eintrug. Nobel Biocare litten vor allem unter einem schwachen Geschäftsgang und fanden erst im dritten Quartal wieder Boden. Mit Nobel Biocare waren Petroplus (-34%) und Transocean (-31% seit Börsenstart in der Schweiz im April) die schwächsten Bluechips im Jahr 2010. Transocean kamen praktisch gleichzeitig mit der Explosion der Ölbohrplattform «Deepwater Horizon» und der damit verbundenen Ölkatastrophe im Golf von Mexiko an die Schweizer Börse und später als Ersatz für Swiss Life gar in den SMI. Immerhin machten Transocean seit dem Tief bei rund 46 CHF im Juli bis im Dezember über 50% der Verluste wieder wett.
Unterschiedliche Entwicklung der Grossbanken
Die Grossbanken entwickelten sich sehr unterschiedlich. UBS hielten sich mit einem bisherigen Jahresminus von rund 4% klar besser als CS, während Julius Bär (+20%) gar zur erweiterten Spitzengruppe gehörten. Dennoch litten einzelne Bankaktien mit am meisten unter der Schuldenkrise in Europa sowie unter den sich stetig ändernden und verschärfenden staatlichen Regulierungsmassnahmen sowohl auf internationaler wie auch auf nationaler Ebene. Von den gewichtigeren Aktien entwickelten sich einzig Novartis (-1,8%) in etwa neutral, während Nestlé (+10%) und ABB (+7%) dem Gesamtmarkt eine Stütze waren und so die Abgaben in Roche mehr oder weniger neutralisierten.
Richemont und Swatch mit Plus von je knapp 60 Prozent
Das stärkste Duo im abgelaufenen Börsenjahr bildeten die bereits im Vorjahr sehr starken Richemont und Swatch mit einem Plus von je knapp 60%. Die Luxusgüter-Aktien wurden dabei von einer weltweit sich verbessernden Nachfrage nach Prestigeobjekten im Zuge der wirtschaftlichen Erholung getrieben, wobei hier wie für andere Unternehmen der asiatische Markt immer wichtiger wird. Hinter diesen beiden setzten Clariant (+55%) die Erholung des Vorjahres gegenüber den schwachen Jahren 2007 und 2008 fort und zogen auch Kühne+Nagel (+30%) markant an. Im Bereich von rund 20% lagen die Avancen von Givaudan, Julius Bär, SGS und Geberit.
SPI Extra rund 20 Prozent zugelegt
Verlief die Entwicklung der Bluechips also insgesamt flach, so war mit den Small- und Midcaps per Saldo durchaus Geld zu verdienen. Der SPI Extra, in welchem die 20 wichtigsten Aktien der Schweiz nicht enthalten sind, legte 2010 rund 20% zu. Im breiten Markt fielen Micronas mit fast einer Verdreifachung des Wertes (+175% auf rund 11 CHF) auf. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass die Aktie zu Beginn des Jahres 2004 noch für über 66 CHF gehandelt wurde und danach zu einem Absturz ansetzte, welcher erst im Jahr 2009 gestoppt wurde.
Medtech- und Biotechaktien auf hinteren Rängen
Mehr als verdoppelt haben den Wert auch Industrie-Titel wie Walter Meier (+106%), Lem (+116%) und Georg Fischer(+101%), während weitere Papiere dieser Gattung wie u-blox, Schaffner, Bossard, Sulzer oder Tornos zwischen 75 und rund 90% teurer wurden. Ähnlich stark zeigten sich auch Austriamicrosystems, Panalpina, Dufry oder Calida. Mit einem immer noch sehr starken Plus von knapp 60% schafften es beispielsweise Kaba dieses Jahr nicht unter die Top 20. Die Verlierer wurden von Pharma- bzw. Medtech- und Biotechaktien dominiert. Mondobiotech (-76%), Newron (-70%), Santhera (-66%), LifeWatch (-58%) und Acino (-44%) besetzten fünf der sechs letzten Plätze. (awp/mc/ss/01)