Dies sagte SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan am Donnerstag anlässlich des alljährlichen Geldmarkt-Apéro. Die Güterabwägung zwischen den vorhandenen Risiken spreche aber im Moment «klar» für eher zu viel als eher zu wenig monetären Stimulus. «Insgesamt sind Politik und Wirtschaft in der Schweiz vor die grössten Herausforderungen seit langem gestellt», sagte Jordan.
Zusätzliche Repo-Geschäfte
Die SNB kündigte letzte Woche eine Reihe von Massnahmen an, mittels derer eine kräftige Lockerung der geldpolitischen Rahmenbedingungen erreicht werden soll. So kündigten die Währungshüter den Abschluss zusätzlicher Repo-Geschäfte, den Kauf von Schweizerfranken-Obligationen privater Schuldner und Devisenmarktinterventionen an. «Gegenwärtig sind wir bestrebt, den Aufwertungstrend des Frankens gegenüber dem Euro, der sich seit der Lagebeurteilung im Dezember 2008 weiter verstärkt hat, mit Devisenmarktinterventionen zu brechen», so Jordan weiter. Denn eine zu starke Frankenaufwertung würde die monetären Bedingungen in unwillkommener Art wieder straffen.
«Bislang wirkungsvolle Massnahmen»
«Unsere Massnahmen waren bisher wirkungsvoll. Der Markt hat sofort gespürt, dass es uns mit der Umsetzung unseres Entscheides ernst ist», sagte Jordan. Die SNB beobachte dabei die Entwicklung am Devisenmarkt permanent und interveniere situativ. Die Käufe der SNB am Devisenmarkt seien einzig als ein ergänzendes Notinstrument in Zeiten der Nullzinspolitik zur Bekämpfung der Deflationsgefahr zu verstehen. Sie hätten nichts mit einer «beggar thy neighbour»-Politik zu tun und dürften keineswegs als Beginn eines Währungskriegs missinterpretiert werden, stellte Jordan klar. Es geht nicht darum, dass sich die Schweiz mit einem schwachen Franken auf Kosten anderer Länder Vorteile verschafft.
Bewusst Risiken eingehen
Der Einsatz unkonventioneller geldpolitischer Massnahmen sei jedoch nicht ohne Risiken, mahnte Jordan. Einerseits seien deren Wirkungen und Nebenwirkungen bislang nicht so gut erforscht, andererseits werde dadurch absichtlich eine massive Überversorgung der Wirtschaft mit Liquidität geschaffen. In der gegenwärtigen Krise müsse die SNB allerdings diese Risiken eingehen, müsse sich aber bereits auch heute schon mit der Frage des rechtzeitigen Ausstiegs aus diesen Massnahmen beschäftigen. «Wir werden alles daran setzen, um die Liquidität rechtzeitig wieder zu reduzieren, so dass nach der Krise in der Schweiz keine Inflation entsteht». Die Festlegung des Zeitpunktes sei allerdings kompliziert, räumte Jordan ein.
Allmähliche Besserung frühestens 2010
Die diesjährige Rezession in der Schweiz kann jedoch durch wirtschaftspolitische Einflussnahme nur abgedämpft, aber nicht verhindert werden, erinnerte Jordan. Mit der extrem expansiven Geldpolitik sollte sich die wirtschaftliche Dynamik in der Schweiz allmählich wieder verbessern. Dies dürfte aber frühestens im Verlauf des Jahres 2010 der Fall sein.
Aktuelle Konjunkturerwartungfen bekräftigt
Jordan bestätigte in seinem Referat die von der SNB vergangene Woche abgegebenen Einschätzungen zur Schweizer Wirtschaft: Die Währungshüter gehen im laufenden Jahr von einem Rückgang des realen BIP von 2,5% bis 3% aus. Die durchschnittliche Teuerung wird laut SNB im Jahr 2009 bei -0,5% liegen. Für die Jahre 2010 und 2011 geht die SNB von einer durchschnittlichen Jahresteuerung «nahe bei Null» aus. (awp/mc/ps/03)