SNB-Chefökonom: Wirtschaftswachstum ist real wesentlich höher

Anders als das Bruttosozialprodukt (BSP) seien im Bruttoinlandprodukt (BIP) die Einkommen der Schweizer im Ausland nicht enthalten, hielt Kohli in einem Vortrag an der «Wachstumskonferenz» von Avenir Suisse am Freitag in Zürich fest. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die Statistik der OECD, wonach Irland die Schweiz beim Pro-Kopf-BIP überholt habe. Die Statistik lasse ausser Acht, dass Irland von ausländischen Investitionen abhängig und im Ausland verschuldet sei. Die Schweiz dagegen sei netto ein Kreditgeber im Ausland. Real liege das Schweizer Einkommen um rund 30 Prozent über jenem Irlands, sagte der Chefökonom der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Staat ist zu stark gewachsen

Kaum einen BIP-Effekt hätten auch Infrastrukturinvestitionen wie die Neat oder die exzellenten Schulen. Allerdings sei der Staat seit Ende der 70er-Jahre aber auch zu stark gewachsen, kritisierte Kohli. Er verwies auf die gestiegene Staatsquote, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen und den Wettbewerbsmangel in der Binnenwirtschaft. Einfach Preissenkungen verordnen zu wollen, sei der falsche Weg. Denn höchst wahrscheinlich würden die Wechselkurse in gleicher Grössenordnung sinken, sagte Kohli. Der reale Wechselkurs bliebe damit ebenso stabil wie der Eindruck, dass die Schweiz eine Hochpreisinsel sei.

Schweiz muss sich auf Stärken besinnen
Kohli warnte angesichts neuer Konkurrenz in Asien und Osteuropa vor Fatalismus. Es sei «totaler Nonsens», dass China wegen dem tieferen Lohnniveau «alles billiger machen kann als wir». China könne schon per Definition nicht bei allem in Vorteil sein. Die Schweiz müsse sich auf ihre Stärken konzentrieren.
Das heisse aber nicht, dass es in der Schweiz nur noch hochspezialisierte Berufe geben dürfe. Denn es wäre «höchst unpraktikabel und unverhältnismässig teuer, wenn man bei jedem Haareschneiden nach Griechenland oder Malaysia reisen müsste». (awp/mc/as)

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