SNB erwartet 2009 BIP-Rückgang von bis zu 3 Prozent

Damit käme die Schweiz eigentlich noch ganz glimpflich durch diese schwere Krise, verglichen etwa mit Deutschland. Der Grund dafür ist laut Roth, dass die Schweiz «relativ spät vom globalen Abschwung erfasst» worden ist. Daher werde sich die Schweizer Wirtschaft weniger stark abschwächen als zum Beispiel die deutsche. Zu verdanken sei dies dem privaten Konsum, der bei uns eine stabilisierende Rolle gespielt habe. «Als exportorientierte Volkswirtschaft sind wir zwar ebenfalls von den Einbrüchen im Aussenhandel stark betroffen, aber die Konsumnachfrage bei uns konnte dies besser abfedern», so Roth wörtlich.


«Diese Zeiten sind vorbei»
Das Umfeld für die Schweiz werde insgesamt allerdings weniger positiv sein als früher, mahnte er. So habe die Schweiz in den letzten Jahren etwa vom Boom der Finanzmärkte und der Dynamik der Weltwirtschaft stark profitiert. «Diese Zeiten sind vorbei. Gleichzeitig wird die Weltwirtschaft auf absehbare Zeit weniger stark wachsen», so Roth.


Finanzmärkte: Gefahr noch nicht gebannt
Die Gefahr, dass die angeschlagenen Banken im Zuge der gegenwärtigen schweren Rezession eine zweite grosse Abschreibungswelle – diesmal auf Firmenkrediten, Hypotheken für gewerbliche Immobilien und Kreditkartenschulden – verkraften müssen, bestehe «zweifellos», so Roth auf die entsprechende Frage. Er sei um die Schweizer Banken allerdings «nicht allzu besorgt», sie seien weder im internationalen Kreditgeschäft noch im Kreditkartengeschäft stark engagiert. «Ausserdem haben unsere Unternehmen in den letzten Jahren sehr ordentliche Gewinne erzielt, und sie befinden sich überwiegend in guter finanzieller Verfassung.» Auch habe die Schweiz keine Immobilienblase erlebt.


«Der Patient liegt immer noch krank im Bett»
Zur bisherigen Wirkung der sehr expansiven Geldpolitik der Notenbanken meinte Roth: «Der Patient liegt immer noch krank im Bett, aber sein Fieber geht allmählich zurück.» So hätten sich die Risikoaufschläge auf Wertpapieren wieder allmählich verringert. Die akute Krise vom vergangenen Herbst sei damit wohl überwunden. «Einige Indikatoren haben sich stabilisiert, von einer Normalisierung kann aber noch keine Rede sein.»


Liquiditätsabschöpfung
Ein weiteres Problem für die Notenbanken ist die Abschöpfung der Liquidität, damit es bei einem Konjunkturaufschwung nicht zu einer starken Inflation kommt. Dabei gilt es laut Roth zwischen einer kurzfristigen und einer langfristigen Komponente zu unterscheiden. Kurzfristig stelle sich für die SNB die Frage: «Liegen wir mit unserem Konjunkturszenario richtig, dass die Talsohle 2010 erreicht wird? Davon wird unsere Geldpolitik in nächster Zeit bestimmt.» Langfristig stehe man vor dem Problem, «wie wir wieder Disziplin in das Finanzsystem bringen können». Die gewaltige Liquidität, welche die Notenbanken notgedrungen in die Märkte gepumpt hätten, stelle auf Dauer ein erhebliches Risiko dar. «Das muss wieder korrigiert werden.»


Verringerung der Geldmenge kurzfristig möglich 
Die SNB sei aber «jederzeit in der Lage», die Geldmenge kurzfristig zu verringern. Da die SNB die Liquidität vor allem durch kurzfristige Kredite in den Markt gegeben habe, genüge es im Grunde, die Kredite nicht mehr zu verlängern. Ausserdem stehe der SNB auch die Möglichkeit offen, Liquidität mit der Emission Nationalbank-eigener Schuldverschreibungen abzuschöpfen.


Zinsen zu senken ist einfacher als zu erhöhen
Roth sieht auch politisch keine Probleme, die Zinsen später wieder zu erhöhen. «Sicher, es ist politisch immer schwieriger, die Zinsen zu erhöhen als sie wieder zu senken.» Dem trage man aber Rechnung mit der «Art und Weise, wie wir unsere Zinsentscheidungen vorbereiten.» Diese basierten stets auf einer Inflationsprognose – und das nicht nur für die nächsten zwölf Monate, sondern für die nächsten drei Jahre. «Unsere traditionelle mittelfristige Ausrichtung der Geldpolitik gibt uns eine gute Grundlage, um die Entscheide rechtzeitig zu treffen.» (awp/mc/ps/07)

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