SNB: Finanzmarktturbulenzen noch nicht ausgestanden

Zudem mehren sich die Anzeichen, dass sich die bisher auf wenige Teile des globalen Kreditmarktes beschränkten Probleme auf weitere Märkte ausbreiten», sagte Hildebrand am Donnerstag in einer Rede am Institut für Auslandforschung der Uni Zürich. Zum heutigen Zinsentscheid der SNB hat er sich nicht speziell geäussert.


Weitere Verschärfung der Lage an den Kreditmärkten
So seien zum Beispiel die Risikoprämien auf kommerzielle Immobilien, Konsumkredite und Unternehmensanleihen in letzter Zeit stark angestiegen, sagte Hildebrand weiter. Dabei erstaune es nicht, dass in letzter Zeit Marktakteure vermehrt versuchten, weite Teile ihrer Kreditmarktengagements aggressiv abzubauen. Ausserdem dürfte die ausgeprägte Wachstumsabschwächung in den USA die Lage an den Kreditmärkten weiter verschärfen. «Wir treten möglicherweise in eine neue Phase ein, in der negative Rückkoppelungsmechanismen zwischen den Finanzmärkten und der realen Wirtschaft nicht auszuschliessen sind», sagte Hildebrand weiter.


Wirtschaftliche Dynamik in Europa trotzdem grundsätzlich erfreulich
Eine Beruhigung der Situation dürfte es erst geben, wenn sich die amerikanischen Immobilienpreise stabilisieren, die Auswirkungen der Subprime Krise auf andere Marktsegmente verebben und die weltweite Konjunktur sich gegenüber den aktuellen Turbulenzen als resistent erweisen, sagte Hildebrand. Dabei sei positiv zu erwähnen, dass die wirtschaftliche Dynamik in Europa und auch in weiten Teilen der aufstrebenden Länder zwar etwas beeinträchtigt, aber grundsätzlich noch erfreulich sei.


Erneute Marktanspannungen
Die Notenbanken der G10 Länder würden auch in Zukunft eng miteinander zusammenarbeiten und auf erneute Marktanspannungen angemessen reagieren. Der Handlungsspielraum der Notenbanken sei jedoch insofern beschränkt, als die Inflation weiter ansteigt, so Hildebrand. Das internationale Finanzsystem müsse gegenüber Schocks robuster gemacht werden.


Aufsichtsbehörden gefordert
Aber auch die Aufsichtsbehörden seien gefordert. In internationalen Gremien wie dem Financial Stability Forum und dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht bestehe ein breiter Konsens darüber, dass das bestehende Regulierungs- und Überwachungsregime weiter zu verbessern sei. Es brauche bessere «Puffer im Finanzsystem». Dabei seien insbesondere die Liquiditäts- und die Eigenmittelregulierungen weiter zu verfeinern, zu stärken und an die neuesten Entwicklungen in den Finanzmärkten anzupassen. Hildebrand plädierte unter anderem für eine höhere Kapitalunterlegung für international tätige Banken, insbesondere bei risikoreichen Handelsaktivitäten. Zudem brauche es grössere Liquiditätspolster. Beispielsweise könnten die Aufsichtsbehörden eine Obergrenze für die Verschuldungsquote definieren.


Anreizsysteme nachhaltiger gestalten
Die Banken müssten sich aber auch überlegen, wie sie in Zukunft ihre Anreizsysteme nachhaltiger gestalten können. Die Bonussysteme der letzten Jahre hätten ziemlich sicher zu einem gestiegenen Risikoappetit beigetragen. Vielleicht müssten sich die Banken diesbezüglich an der Hedge-Funds-Branche orientieren, so der Vorschlag. «Wenn ein Händler dort einen Verlust erwirtschaftet, muss er zuallererst diesen Verlust wieder wettmachen, also den vorherigen Hochwasserstand erreichen. Erst danach gibt es auf allfälligen Gewinnen wieder Bonuszahlungen.» (awp/mc/gh)

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