SNB hält Geldschleusen weit offen
Die SNB warnt ausserdem die Banken und die Kreditnehmer zu grösster Vorsicht bei Hypotheken. Deutlich zuversichtlicher ist die Nationalbank für die Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Sie erwartet im laufenden Jahr ein Wachstum des Schweizer Bruttoinlandproduktes um rund 1,5%. Bisher war sie von 0,5 bis 1,0% ausgegangen.
Preisstabilität vorerst gewahrt
Auch die Teuerung bleibt laut der Prognose vorerst unter 2% und damit unter der Marke, bis welcher die SNB Preisstabilität gewahrt sieht. Im laufenden Jahr werde die durchschnittliche Teuerung 0,7% betragen (bisherige Prognose: 0,5%). 2011 werde sie leicht auf 0,9% steigen. 2012 würde die Jahresteuerung allerdings auf 2,2% steigen, wenn die aktuelle Tiefstzinspolitik beibehalten würde. Die aktuelle expansive Geldpolitik könne daher nicht über den gesamten Prognosehorizont weitergeführt werden kann, ohne die mittel- und langfristige Preisstabilität zu gefährden, mahnen die Währungshüter.
Aufschwung bleibt fragil
Die Erholung der weltweiten Konjunktur schreitet laut SNB voran, bleibe aber anfällig. Im Falle von erneuten externen Schocks könnten Deflationsgefahren nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Konjunktur profitiere weiter stark von staatlichen Stützungsmassnahmen. Erst nach deren Beendigung werde sich zeigen, ob die zu beobachtende Stabilisierung oder Erholung auf bestimmten Märkten von Dauer ist. Die Nationalbank rechnet mit der «Fortsetzung eines moderaten Aufwärtstrends». Nach wie vor bestünden für die internationale Konjunkturentwicklung aber «bedeutende Risiken». Insbesondere die hohen Arbeitslosenquoten und die schwierigen Aussichten für die öffentlichen Finanzen dürften die Endnachfrage weiterhin belasten.
Allmähliche Erholung des Exportsektors
Von der Erholung der Weltwirtschaft profitiere auch allmählich der Schweizer Exportsektor, während der Binnensektor sich «erfreulich» entwickle. Auch in der Schweiz ist eine Konjunkturerholung im Gang, resümiert die SNB. Die Aufhellung habe auch erste günstige Auswirkungen auf die Arbeitsnachfrage gehabt. Daher sollte sich im Urteil der SNB auch hierzulande die Erholung fortsetzen. Sie dürfte jedoch wegen verschiedener Nachwirkungen der Krise auf die Weltwirtschaft fragil bleiben. Weder in der verarbeitenden Industrie noch im Dienstleistungsbereich rechneten die Unternehmen mit einem raschen Abbau der übermässigen Produktionskapazitäten. Im Bausektor dürfte die Kapazitätsauslastung auf dem gegenwärtigen «befriedigenden» Niveau verharren.
Gewehr bei Fuss beim Schweizer Franken
Unverändert wachsam sind die Währungshüter beim Frankenkurs zum Euro. Einer übermässigen Aufwertung, welche insbesondere die Schweizer Exportwirtschaft belasten würde, will sie weiterhin «entschieden» entgegenwirken. Eine solche Aufwertung würde auch zu einer unerwünschten Straffung der monetären Bedingungen führen. Die Währungshüter haben vor genau einem Jahr erstmals Deviseninterventionen zur Schwächung des Frankens angekündigt.
SNB warnt vor Immobilienblase
Die SNB warnt die Banken und die Kreditnehmer aber zu grösster Vorsicht bei Hypotheken. Grund ist das Wachstum der Hypothekarkredite und der anhaltende Anstieg der Wohnimmobilienpreise. Es dürfe nicht vergessen gehen, dass die Zinsen im historischen Vergleich ausserordentlich tief seien. Die SNB führt gegenwärtig bei den Banken eine vertiefte Umfrage durch, wie diese Hypotheken für Wohnimmobilien gewähren. Danach werde sie mit der Bankenaufsichtsbehörde prüfen, ob Handlungsbedarf gegeben sei. So scharf hat die Nationalbank seit langem nicht mehr vor einer Immobilienblase gewarnt.
Experten nicht überrascht
Ökonomen zeigten sich von den heutigen News seitens der SNB im Grossen und Ganzen nicht überrascht. Am ehesten hätten sie noch eine etwas defensivere Formulierung zum Devisenmarkt erwartet. Der Beginn der Normalisierung der Geldpolitik könnte nach Ansicht vieler Ökonomen ab Herbst beginnen. (awp/mc/ps/22)