«Früher sind die Anleger für den tieferen Zins, den sie auf Frankenanlagen erhalten haben, durch eine Aufwertung entschädigt worden. Aber seit vier Jahren scheint dieser Trend gebrochen», sagte Hildebrand in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» (SoZ, Ausgabe 29.10.). Da die Schweiz weiterhin tiefere Teuerungsraten habe, sei die Wechselkursentwicklung des Frankens «in gewisser Weise ein Conundrum, ein Rätsel».
Wechselkurssituation nicht immer stabil
Die Marktteilnehmer sollten aber nicht glauben, dass die Wechselkurssituation immer so stabil sein werde, weil sie in den letzten vier Jahren so war. «Die Fundamentaldaten für den Franken sind gut. Und die geldpolitische Normalisierung in Form von Zinserhöhungen wird, bei weiterhin robust verlaufender Konjunktur, in der Schweiz weitergehen,» erklärte Hildebrand.
Frankenschwäche in «Carry Trades» gründet
Hildebrand nahm auch Stellung zur Vermutung, dass die Frankenschwäche in so genannten «Carry Trades» gründet, also dass sich Banken und Hedge Funds günstig in Franken verschulden, um das Geld in Hochzinswährungen anzulegen. «Es gibt tatsächlich Hinweise, dass der Franken derzeit mit dem Yen zusammen als Refinanzierungswährung genutzt wird», sagte Hildebrand. Investiert werde das Kapital zum Beispiel in Neuseeland- Dollar, Australischen Dollar und Britische Pfund. Vor allem in den letzten Monaten hätten so über 20% verdient werden können.
Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland
Sehr grosse Unsicherheiten sieht Hildebrand bei den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland. Ein Experiment wie die auf Anfang 2007 in einem Schritt geplante Erhöhung von 16 auf 19% habe es noch nie in diesem Ausmass gegeben, ausser in Japan. Dort war es 1997 «eine Katastrophe».
Die Rolle des Euro
Zum Euro ist der Frankenkurs gegenwärtig «sehr stabil», der Euro spiele als Reservewährung der Notenbanken heute eine viel grössere Rolle als die Deutsche Mark früher. (awp/mc/ab)