SNB: Hildebrand will neue Eigenmittelvorschriften schrittweise einführen

Dies sagte Hildebrand in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» vom Freitag. Aus historischen Betrachtungen wisse man, dass massive Verwerfungen am Immobilienmarkt jeweils tiefe Spuren in der Realwirtschaft hinterliessen. «Von daher befinden wir uns jetzt in der zweiten Phase dieser Finanzmarktkrise, in der die realwirtschaftliche Abschwächung wieder rückkoppelnd auf die Finanzmärkte wirkt.» Es sei noch nicht klar, wie stark die Abschwächung ausfallen werde. «Es wäre aber naiv zu glauben, dass sich das Ganze in ein paar Monaten wie ein böser Spuk auflöst.»


Lichtblicke
Hildebrand macht jedoch auch Lichtblicke aus. So habe sich der Finanzsektor in grossem Stil rekapitalisiert. Weltweit seien 350 Mrd bis 400 Mrd USD an frischem Kapital eingeflossen – nicht nur im Bankensektor, sondern über den gesamten Finanzmarkt hinweg. Dadurch sei das Finanzsystem gestärkt worden. Hinsichtlich der Einführung einer so genannten «leverage ratio» meinte Hildebrand, dass ein rein risikogewichteter Ansatz gravierende Schwächen habe. Schwächen, die sich die Schweiz als Volkswirtschaft nicht leisten könne – gemessen am Risiko eines möglichen Kollapses einer Grossbank. «Deshalb ist die Einführung einer leverage ratio als ergänzende Massnahme – darauf lege ich grossen Wert – aus Schweizer Sicht besonders wichtig und sinnvoll.»


Investmentbanking ins Ausland verlagern?
Hildebrand geht davon aus – sollten die Grossbanken dagegen ihrer Drohungen wahr machen und ihr Investmentbanking ins Ausland verlagern, wo die Eigenmittelvorschriften laxer sind – «dass sich ein Universalbankenmodell auch mit deutlich schärferen Kapital- und Liquidationsanforderungen erfolgreich führen lässt.» Beispiele in anderen Ländern zeigten dies. Der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank merkte an, die geplante Regulierung stelle keine Gefahr für Arbeitsplätze und Steuerausfälle im Bankensektor dar. «Die grösste Gefahr geht vielmehr von einem zu schwach ausgestalteten Finanzsystem aus, das nicht robust genug ist, um auch zukünftige Krisen zu bewältigen.»


Mikroregulierung vorbeugen
Wenn der von der Bankenkommission gewählte und von der SNB unterstützte Ansatz nicht weiterverfolgt werden könne, bestehe die Gefahr, in ein System zurückzufallen, das Hildebrand als Mikroregulierung bezeichnete. Das wäre aus seiner Sicht der falsche Weg. Hildebrand geht davon aus, dass die Konsultationen im Spätherbst zu einem Abschluss kommen werden. Er betonte, bei der Umsetzung allfälliger Massnahmen müsse vorsichtig agiert werden. «Das heisst, wir müssen die neuen Eigenmittelvorschriften schrittweise über einen möglicherweise langen Zeitraum hinweg einführen.» (awp/mc/ps/16)

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