SNB: Inflationsaussichten trotz Teuerungsschüben nicht verschlechtert

Das sagte Jean-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums laut Redetext anlässlich der SNB-Generalversammlung vom Freitag. Deshalb erachtet Roth das gegenwärtig von der SNB anvisierte Niveau des 3-Monats-Libors von 2,75% unter den gegenwärtigen Bedingungen als «angemessen». Der SNB-Chef räumt aber ein, dass sich die Inflationsrisiken erhöht haben, unterschätze diese Risiken aber nicht. Roth nennt die steigenden Rohstoffkosten als eine Ursache – in der kurzen Frist sei nicht mit einer nennenwerten Veränderung dieser Begebenheiten zu rechnen.


Vermehrte Kostenüberwälzung durch die Unternehmen nicht ausgeschlossen
Roth zufolge stellt denn auch auch die Verteuerung von Gütern und Dienstleistungen infolge höherer Produktionskosten der Unternehmen ein «sehr viel beunruhigenderes» Inflationspotenzial dar, als die direkten Einwirkungen der Rohstoffteuerung. Im laufenden Jahr könne denn auch eine vermehrte Kostenüberwälzung durch die Unternehmen nicht ausgeschlossen werden.


Inflationsaussichten nicht verschlechtert
Doch dank der vorausschauenden Politik der SNB hätten sich die Inflationsaussichten nicht verschlechtert. Eine Bekräftigung dieser Aussage sieht Roth in der Entwicklung der Geldaggregate. Im Gegensatz zu den Nachbarländern entwickelten sich die Geldaggregate in der Schweiz auf eine Art und Weise, die mit einer mittel- und längerfristig stabilen Teuerung in Einklang stehe. «Der 2003 in Erscheinung getretene Geldüberhang ist nun abgeschöpft, was für die künftige Preisstabilität zuversichtlich stimmt», so Roth.


Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro korrigiert
Zudem habe der Devisenmarkt die vorher beobachtete Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro korrigiert. Damit sei eine Bewegung, durch die die Importe verteuert wurden, zum Stillstand gekommen. Die Erholung des Frankens schaffe nun ein Umfeld, das für die Gewährleistung der mittelfristigen Preisstabilität günstiger sei.


Risiken für die Zukunft
Die Kreditkrise birgt Roth zufolge grosse Risiken für die Zukunft in sich. Neben dem Rückgang der Grossbankengewinne in der Schweiz und der unwillkommenen Ausweitung der Spreads habe sich jedoch die dritte Konsequenz noch nicht vollumfänglich manifestiert: Die allmähliche Verschärfung der Kreditbedingungen auf dem Schweizer Markt.


Kreditwachstum bis dato noch nicht beeinträchtigt
Gemäss SNB-Statistiken wurde das Kreditwachstum bis dato noch nicht beeinträchtigt. Allerdings sei aufgrund der konjunkturellen Unsicherheiten in den letzten Monaten zu erwarten, dass die Banken allmählich mit erhöhten Kreditrisiken rechnen könnten. Die steigenden Prämien am Obligationenmarkt deuteten auf eine solche Entwicklung hin.


Erwartungen für die Schweizer Wirtschaft gedämpft
Für das laufenden Jahr dämpft Roth denn auch die Erwartungen für die Schweizer Wirtschaft: «Auch wenn unsere Wirtschaft noch in sehr guter Verfassung ist, kennzeichnen grosse Unsicherheiten das Jahr 2008». Die Lage an den Finanzmärkten habe sich noch nicht stabilisiert und das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsame sich. «Unsere Wirtschaft mit ihrem bedeutenden Finanzsektor und ihrer starken Präsenz auf den internationalen Märkten wird sich dieser Entwicklung nicht entziehen können», mutmasste der SNB-Präsident.


Geldpolitik der SNB «in einem heiklen Umfeld»
Im Lichte der erwarteten Abschwächung auf der einen Seite und des jüngsten Inflationsschubs auf der anderen Seite gefinde sich die Geldpolitik der SNB «in einem heiklen Umfeld».


Ohne grösseren Schaden umschiffen
«Ich bin dennoch zuversichtlich, dass die Schweiz diese Klippen ohne grösseren Schaden umschiffen wird», bestätigte Roth im vergangenen Monat gemachte Aussagen. Einerseits sei die Schweizer Wirtschaft sehr konkurrenzfähig, vor allem die in den vergangenen Jahren durchgeführten Reformen erlaubten es dem schweizerischen Produktionsstandort, sich an die wechselnden Bedürfnisse der Weltwirtschaft anzupassen und gegenüber den Anspannungen auf dem Devisenmarkt zu bestehen. (awp/mc/gh)

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