SNB: Nationalbank hebt Zinsen wie erwartet an
Die Konjunktur habe an Breite und Tiefe gewonnen, begründete der Präsident der SNB, Jean-Pierre Roth, am Donnerstag in Genf vor den Medien. Die gute Konjunktur wirke sich zunehmend auch günstig auf den Arbeitsmarkt aus. Die SNB will mit der Straffung der Geldpolitik mittel- und langfristig Preisstabilität gewährleisten.
Ausmass wurde erwartet
Das Zielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor steigt mit der Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf 1,0 bis 2,0%. Die SNB will den Zinssatz in der Mitte bei 1,5% halten. Die Erhöhung war in diesem Ausmass erwartet worden, nur wenige Beobachter hielten auch eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte für möglich.
Immer noch vergleichsweise tief
Die SNB hat das Zinsband für den Dreimonats-Libor damit bereits zum dritten Mal innert eines halben Jahres erhöht. Gleichwohl liegen die Zinsen in der Schweiz noch immer auf einem vergleichsweise tiefen Niveau. In der Euro-Zone liegen die Leitzinsen bei 2,75%, in den USA sogar bei 5,0% – weitere Erhöhungen werden erwartet.
Reaktion auf boomende Wirtschaft
Die neuerliche Anpassung in der Schweiz kam nicht überraschend. Die SNB reagierte auf die boomende Wirtschaft. Im ersten Quartal wuchs das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) auf Jahresbasis um kräftige 3,5%.
Jahresteuerung von 1,2 Prozent
Trotz hoher Erdölpreise dürfte die Teuerung mässig bleiben, erklärte die SNB. Sie rechnet nun – unter der Annahme eines konstanten Dreimonats-Libor – für 2006 und 2007 mit einer Jahresteuerung von 1,2 Prozent. Im Jahr 2008 soll sie auf 1,9% steigen.
Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent
Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr veranschlagt die SNB neu auf «gut 2,5 Prozent». Im März war sie noch von einer BIP-Zunahme von «gut 2,0%» ausgegangen.
Expansive Geldpolitik
Die Geldpolitik der SNB sei auch nach diesem Zinsschritt expansiv, erklärten die Währungshüter weiter. Verlaufe die wirtschaftliche Entwicklung wie erwartet, werde die SNB die Anpassung ihres geldpolitischen Kurses graduell weiterführen. Ökonomen erwarten weitere Zinsschritte der SNB im Herbst.
Schweizer Währung kaum verändert
Auf eine rasche Aufwertung des Frankens wollen die Währungshüter «angemessen reagieren», wie sie in Genf weiter erklärten. Unmittelbar nach dem Zinsentscheid notierte die Schweizer Währung gegenüber US-Dollar und Euro kaum verändert. Die Erhöhung sei erwartet und daher bereits eingepreist gewesen, erklärten Händler. Der Börsenindex SMI fiel leicht und notierte noch ein Plus von 0,89% nach zuvor 0,98%. (awp/mc/ab)